Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die Kirche das „Hochfest des Leibes und des Blutes Christi“, kurz Fronleichnam genannt. Der Name des Festes leitet sich ab vom mittelhochdeutschen „vron“ (Herr) und „lichnam“ (lebendiger) Leib. Wir feiern das Geheimnis des Altarsakramentes – das bis heute ein Geheimnis des Glaubens ist, wie wir bei jeder Messe nach dem Einsetzungsbericht bekennen.
Das Zweite Vatikanische Konzil definiert die Kirche als „pilgerndes Gottesvolk“. Wir sind als Christinnen und Christen unterwegs: Wir sind nicht fertig, nicht am Ziel, aber wir sind vom Ziel, das Christus selbst ist, schon ergriffen geworden. Die Fronleichnamsprozession mit ihren vier Stationen macht deutlich: Wir sind unterwegs, zusammen mit anderen, wir halten inne, und dann setzen wir unseren Weg weiter fort. Dabei sind wir nicht auf uns selbst zurückgeworfen, sondern mit uns zieht Christus in der Gestalt des Brotes als unsichtbare Wirklichkeit im sichtbaren Zeichen.
Noch eines ist wesentlich: Durch die Straßen ziehend bekennen wir, dass wir an Christus glauben und unser Leben nach ihm und seinem Wort ausrichten. Dieses Zeugnis ist heute wichtig, umso mehr, als die Zeuginnen und Zeugen weniger werden. Es geht also nicht um einen Triumphzug wie früher, es geht um das öffentliche Bekenntnis. Wir können und dürfen uns nicht hinter den Kirchentüren verstecken.
Ich lade Sie herzlich ein, am heurigen Fronleichnamsfest teilzunehmen, indem Sie sich in die Prozession einreihen und mitgehen. Feiern wir gemeinsam – auch beim Frühschoppen nach der kirchlichen Feier in der Marienpfarre – und legen wir so Zeugnis ab von unserem Glauben, der in seinen Bildern und Symbolen hinweist auf ein Ziel außerhalb aller uns einschließenden Gesetze, der geschriebenen und ungeschriebenen!
Dieses Zeugnis braucht die Welt von heute mehr denn je.
Dechant Karl Engelmann