Er hat einen langen Weg hinter sich – der verlorene Sohn (Lk 15,11 – 32). Deutlicher als in diesem Gleichnis kann Jesus nicht klarmachen, wie gern uns Gott unsere Schuld vergibt. Der verlorene Sohn hat eine Rede vorbereitet, in der er seine Schuld eingesteht. Diese Rede hat drei Punkte: 1. „Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt, 2. ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein, 3. mach mich zu einem deiner Tagelöhner!“ (Lk 15,18 – 19). Als er zu Hause zur Rede ansetzt, unterbricht ihn der Vater beim dritten Teil. „Mach mich zu einem deiner Tagelöhner“, lässt der Vater ihn nicht sagen. Denn er wollte dem Sohn seine Würde lassen. Das bedeutet für uns, dass auch wir unsere Würde als Kinder Gottes wiedererhalten, wenn wir Gott um Vergebung bitten. Fragen wir uns
selbst: „Was will ich erreichen, wenn ich diese Zeile aus dem Vaterunser bete?“, so lautet die Antwort: Vergebung ermöglicht, das Herz meines Nächsten zu heilen und zurückzugewinnen sowie auch mein eigenes.
Die Vergebung führt auf den Weg der Freiheit. Nehmen wir das Beispiel des Zöllners Levi. Im Lukasevangelium heißt es: „Jesus sah einen Zöllner namens Levi sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf, verließ alles und folgte ihm“ (Lk 5, 27 – 28). Levi verließ damit auch alles, was ihn belastet hat, alles, was ihn am Rande der Gesellschaft hielt, seine ganze Schuld. Jesus hat ihm durch Vergebung die Freiheit geschenkt.
Der Vater der Kirche, Papst Gregor der Große, meinte sinngemäß: Vergebung ist der Weg, den wir gehen müssen, und es ist schon gut, wenn wir die Rache, die wir in uns spüren, nicht zeigen. Menschen, die das versuchen, erzählen, dass sie dabei in sich eine Tiefe erfahren, dass sie eine
unbekannte sanfte Kraft in sich spüren. Schenken auch Sie sich etwas Zeit, nach innen zu wandern, um Frieden und Freiheit zu finden.
Pater Piotr Wojciechowski SSCC, Sühnekirche