Seit es die Nazis für den Führergruß missbraucht haben, klingt in dem deutschen Wort etwas Martialisches mit.
„Heil!“ – Ein ganzes Volk sollte damals gleichgeschaltet werden mit diesem Gebrüll. Mit „Salve!“ hingegen grüßt man auf Sardinien. „Salut!“ sagen die Franzosen – Heil auf Französisch, das klingt doch schon ganz anders.
Heilung, heilig, Heiliger – diese Worte sind uns besser vertraut. Sie alle stammen ab vom gotischen Urwort hails. Aber was ist Heil?
Von der sprachlichen Wurzel her meint es „ganz“, „voll ständig“. Es ist Aufhebung des Unheils, das so plötzlich hereinbrechen kann in unsere „heile Welt“. Heil über windet die Brüchigkeit unserer Existenz, es besiegt letzt lich den Tod. Heil ist endgültig, Heil ist Erlösung, Heil ist göttlich.
Und deshalb haben alle irdischen „Heilslehren“ die Menschen zumeist ins Elend geführt. Im 20. Jahrhundert haben Faschismus und Kommunismus das Heil auf Erden versprochen und Vernichtung gebracht, heute versprechen es uns der Konsum und die Wissenschaft. Doch weder Ideologien noch die Wissenschaft erlösen den Menschen. Erlöst wird der Mensch durch die Liebe.
Das gilt zunächst für den zwischenmenschlichen Bereich. Wer die große Liebe seines Lebens erfährt, erfährt das Heil. Doch diese Liebe bleibt angefochten. Sie wird spätestens durch den Tod zerstört werden. Er braucht die unbedingte Liebe. Es braucht den Heiland. Deshalb warten wir im Advent auf den göttlichen Heilsbringer, der uns zu Weihnachten seine himmlischen Geschenke bringt: die Liebe und den Frieden.
Auch wenn wir Menschen das Heil nicht selber produzieren können, mitmischen können wir sehr wohl am „Heil der Welt“. Überall wo wir die Liebe Jesu Christi erfahrbar machen, wo wir Frieden stiften und wo durch unser freundliches Wort oder durch unsere gute Tat Beziehungen heilen, da wächst das Reich Gottes. Da geschieht Heil.
Wolfgang Kimmel, Pfarrer in Dornbach