Warten und Erwarten im Kontext des Krankenhauses umfasst viele Dimensionen: Warten auf die Arztvisite, warten auf einen Untersuchungstermin, warten auf einen Besuch, oftmals geduldiges Warten auf die Genesung, (hoffnungsvolles oder oft auch banges) Warten auf eine Diagnose.
Noch kein ganzes Jahr ist es her, dass die Geburtenstation des Göttlichen Heilandes in das St. Josef Krankenhaus verlegt wurde, der Schwerpunkt der Altersmedizin wurde weiter ausgebaut. Das bringt es mit sich, dass manche Patientinnen und Patienten, die ich im Rahmen meiner Besuche am Krankenbett kennenlerne, örtlich, situativ und auch in ihrer Zeitwahrnehmung desorientiert wirken. Oftmals verschwimmen Grenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Da gibt es zum Beispiel die hochbetagte Patientin, die sehnsuchtsvoll auf den Besuch ihres Vaters wartet. Oder den Patienten, der mich mitten im Herbst fragt, ob „Ostern schon vorbei ist“?
Als Zeichen der Wertschätzung demenzkranker Menschen bietet die Seelsorge jeden dritten Mittwoch im Monat in der Krankenhauskapelle einen Gottesdienst für vergessliche Menschen und für alle anderen an.
Was ist hier neu, was anders? Altbekannte Rituale, Lieder und Texte dieses demenzfreundlichen Gottesdienstes sollen Orientierung geben und ein Zurechtfinden in der Liturgie ermöglichen. Alle Sinne werden oftmals betont angesprochen. Auch Umhergehen oder Mitreden darf sein.
Aber auch für allen anderen bietet gerade die Liturgie einen hilfreichen Schatz, sich im Rahmen des Kirchenjahres zurechtzufinden. Die Farbe violett, der Adventkranz, aber auch die wiederkehrenden liturgischen und biblischen Texte weisen uns auf das bevorstehende Weihnachtsfest hin. Das Kirchenjahr lebt von dieser jährlichen, chronologischen Wiederkehr liturgischer Elemente.
Neben diesem chronologischen Verständnis hat die Kirche noch ein anderes, viel tieferes Verständnis von Zeit: „Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau.“ (Gal 4,4) Gerade wenn wir Liturgie feiern, treten wir ein in diese durch Jesus Christus geschenkte „Fülle“ der Zeit. Hier fallen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft tatsächlich zusammen. Oder, mit anderen Worten, wie es Papst Franziskus in der Weihnachtszeit 2016 formuliert hat: „Die Fülle der Zeit ist also die persönliche Gegenwart Gottes (auch) in unserer Geschichte…Dank ihm kann unsere Zeit zu ihrer Fülle finden.“
So wünsche ich Ihnen allen, liebe Leserinnen und Leser, im Namen des Seelsorgeteams vom Göttlichen Heiland, nicht nur eine frohe und gesegnete, sondern auch ein „erfüllte“ Weihnachtszeit!
Verena Winckler, Seelsorgerin im Göttlichen Heiland Krankenhaus
Herzliche Einladung zum Gottesdienst mit vergesslichen Menschen und allen anderen! Jeden 3. Mittwoch im Monat. Nächster Termin: 15. Jänner 2020. Immer um 18h30 im Göttlicher Heiland Krankenhaus. Kapelle im 1. Stock (barrierefreier Zugang). Wir freuen uns auf Sie! |