von P. Lorenz Voith CSsR,
BV, Pfr. der Marienpfaree, Wien Hernals
Wie geht es Ihnen?
Ich beginne diese Zeilen mit einigen Fragen: Wie geht es Ihnen? Sind sie allein, „kaserniert“, fallen Ihnen die Wände sprichwörtlich „auf dem Kopf“?
Sind Sie mit der Familie in einer Wohnung zusammen; Tag und Nacht, … wie geht es Ihnen dabei? Wie oft beobachten sie genau ihre Gesundheit; wird jedes Symptom gleich beängstigend interpretiert: wenn eine erhöhte Temperatur da ist, wenn ein kleines Husten ansetzt, oder die Müdigkeit sich breit macht? Ist es der Virus? Wie schaut es mit ihren Kontakten aus: telefonisch, über Internet? Sind Sie versorgt, vielleicht über Verwandte, Nachbarn? Haben Sie Sorgen wegen der wirtschaftlichen Zukunft? Wie oft lesen oder schauen Sie jeden Tag Meldungen rund um die Krise mit all ihren Konsequenzen? Macht uns das nicht auch alle mental belastet?
Auch in meiner Kommunität gab es in den letzten vier Wochen so manche Ausnahmefälle: der Tod eines Mitbruders; zwei Patres in der Klinik; auch Angestellte von uns sind betroffen. Wir als Kommunität waren in Selbst-Quarantäne, … mehr oder weniger haben wir diese Zeit gemeistert. Aber die Belastung ist und war da.
Hungrig nach den Gottesdiensten?
Sind Sie hungrig nach den gemeinsamen Gottesdiensten? Nach dem österlichen Halleluja, den Botschaften aus der Heiligen Schrift, dem Duft der Kerzen und des Weihrauchs, des gemeinsamen Singens und Betens? Mitte Mai sollen wieder „öffentliche“ Gottesdienste möglich werden; bei allen Einschränkungen daneben, … Es gibt auch eine spirituelle Nahrung, die wir nötig haben, … nicht nur Baumärkte, Shops, Supermärkte, uam. Virtuelle Gottesdienste sind eine Hilfe, ein „Hinein-genommen-sein“ aber letztlich nie ein Ersatz, …
Die Pfingstpredigt des Petrus
In der Apostelgeschichte lesen und hören wir von der dramatischen Pfingstpredigt des Petrus. Pfingsten: d.h.:50. Eine symbolische Zahl. Da wurde und wird im Judentum bis heute an den Empfang der Bundestafeln erinnert. Nun: 50 Tage nach der Auferstehung. Ein neuer Bundesschluss wird angesagt.
Petrus, von ihm war in den Evangelien nie eine Predigt, oder eine besonders mutige Tat überliefert, dieser Petrus tritt ohne Furcht und mit großer Stärke auf. Er fordert alle auf, auf seine Worte genau zu achten. Und er schließt: Diesen Jesus hat Gott auferweckt, dafür sind er und die anderen Jünger Zeugen. Und dieser Jesus ist jetzt zur Rechten Gottes. Er ist damit aber auch hier und heute gegenwärtig in dieser Welt. Ein neuer Bundesschluss hat damit Gestalt gewonnen. Und in diesem Bund sind auch wir heute, als Christen im Jahre 2020, mit hineingenommen.
Jesus am See mit den Jüngern
Wieder einmal trafen sich die Jünger und Jüngerinnen am See Genesereth in Galiläa, ihrem See. Einige gingen dabei ihrem erlernten Beruf eines Fischers nach. Und Jesus kam dazu. Leider war keine Ausbeute an diesem Morgen. Jesus forderte sie auf, es nochmals zu versuchen. Und die Netze waren voll. Die Zahl 153 an Fischen ist bildlich gemeint; man nahm damals an, dass es weltweit 153 verschiedene Völker, Stämme, Sprache und Kulturen gab. Auch ein Hinweis, dass die Verkündung der Frohen Botschaft Jesu Christi allen Menschen, allen Völkern und Kulturen, zu allen Zeiten gilt.
Heute missionarisch sein?
Sie gilt auch heute uns als Kirche: Mission ist unsere erste Aufgabe. Mission heißt dabei – ohne gleich missverstanden zu werden – einfach:
1. Aktives Da-Sein als Christen in unserer Gesellschaft; auch mit unseren Kirchen, unseren Einrichtungen, mit unserem pastoralen und gesellschaftlichen Engagement, in Gruppen, Runden, als kleine Kreise und Initiativen, …
2. Unser Interesse und unsere Solidarität mit Menschen in Not, hier in der Umgebung und weltweit, in den anderen Teilen, wo die Probleme oft weit größer und explosiver sind.
3. Unser Zeugnis als eine Gemeinschaft, die sich das Doppel-Gebot Jesu besonders ans Herz gelegt hat: „Liebe und achte Gott, den Vater; sowie liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.
Wenn wir diese Maßgaben versuchen zu erfüllen (wenigstens ansatzweise!), sind wir auf dem richtigen Weg. Dann sind wir „missionarisch“ unterwegs. Dann dürfen wir auch auf die Zusage des Auferstandenen hoffen: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“.
Ein großartiges Wort, gesagt gerade in dieser weltweiten Zeit der Pandemie!