Samstag, 2. Mai
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus · 10,22–25a
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet. Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere. Amen, ich sage euch: Ihr werdet nicht zu Ende kommen mit den Städten Israels, bis der Menschensohn kommt.
Ein Jünger steht nicht über seinem Meister und ein Sklave nicht über seinem Herrn. Der Jünger muss sich damit begnügen, dass es ihm geht wie seinem Meister, und der Sklave, dass es ihm geht wie seinem Herrn.
Kommentar · Pfarrer Karl Engelmann
Die Jünger Jesu erleiden das Schicksal dessen, der sie sendet: Man wird sie hassen und verfolgen. „Man“, das sind „die Menschen“ (10,17); nach 10,22 sind es „alle“, die sich der Botschaft Jesu verschließen, die Nichtchristen also, Juden und Heiden. In der Geschichte des Christentums ist allerdings auch der Fall eingetreten, dass Christen von Christen um ihres Glaubens willen verfolgt wurden, und das ist bitter. Auch hier gilt: Ein Jünger steht nicht über seinem Meister.
Für die Zeit der Verfolgung werden dem Jünger zwei Verhaltensweisen aufgetragen, die freilich nicht auf einer Ebene stehen: die Standhaftigkeit und die Flucht. Die Flucht kann in einer konkreten Situation ein Gebot der Klugheit sein, vielleicht sogar eine Form der Standhaftigkeit. Standhaftigkeit aber bedeutet, unter dem Kreuz auszuharren „bis ans Ende“; ihr gilt die Verheißung Jesu. Dem Christentum gegenüber gibt es heute eine gewisse Gleichgültigkeit. Trotzdem sind wir Christen aufgefordert, von unserem Glauben zu reden und von unserer Hoffnung, die uns trägt. Der christliche Glaube trägt in sich immer ein missionarisches Motiv. Mission heißt, der Person, die mir gegenüber ist, seine nur ihm hörbare Mitteilung Gottes an ihn bewusst zu machen.