Montag, 4. Mai 2020
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes · 10,11–18
In jener Zeit sprach Jesus:
Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.
Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.
Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe die Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.
Kommentar · Pfarrer Karl Engelmann
„Hirten“ nannten sich in der alten Zeit die Könige und Führer des Volkes (vgl. Ez 34). Jesus ist der „gute Hirt“, er hält den Seinen die Treue bis zum Opfer des Lebens. Erst im Licht des Osterereignisses (Tod und Auferstehung) offenbart das Bibelwort vom guten Hirten seine Tiefe und Wahrheit: die Einheit zwischen Jesus und dem Vater und die Gemeinschaft, die ihn mit seiner Jüngergemeinde verbindet.
Zwei ernste Mahnungen enthält das Wort vom guten Hirten: An alle die Mahnung zur Einheit im Glauben und in der Liebe; an die Hirten die Mahnung, es dem guten Hirten nachzutun und der anvertrauten „Herde“ zu dienen: für sie da sein, arbeiten, leben, leiden. In der Hingabe des Hirten für seine Herde liegt das Leben für Viele. In der totalen Hingabe Christi liegt das Leben von allen. Jeder Christ nimmt am Hirtenamt Christi teil. Das bedeutet, dass wir auch füreinander Hirten sein dürfen bzw. sollen.