Samstag, 16. Mai 2020
+ Aus dem heiligen Evangleium nach Johannes · Johannes 15,18–21
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat.
Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben. Aber weil ihr nicht von der Welt stammt, sondern weil ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt.
Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie an meinem Wort festgehalten haben, werden sie auch an eurem Wort festhalten. Das alles werden sie euch um meines Namens willen antun; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.
Kommentar · Pfarrer Karl Engelmann
„Die Christen wohnen zwar in der Welt, aber sie sind nicht aus der Welt“, heißt es in einem frühchristlichen Text (Diognetbrief 6,3). Der heutige Abschnitt aus Johannes spricht vom Hass der Welt gegen die Jünger Jesu. Die „Welt“ ist zwangsläufig totalitär; sie erträgt es nicht, dass es Menschen gibt, die nicht nach ihrem Gesetz leben. Die Finsternis kann das Licht nicht ertragen. Außerdem: Das Lebensgesetz des Meisters ist auch das des Jüngers. Der Hass der Welt gilt nicht eigentlich dem einzelnen Jünger, er gilt der geheimen Wirklichkeit, der unkontrollierbaren Kraft, die den Jünger treibt, ihn von der Welt unterscheidet und aus ihr herausnimmt. „Um meines Namens willen“, das ist der wahre Grund. Der Hass der Welt gilt Christus dem Herrn selbst und seinem Geist, der in den Jüngern am Werk ist.
Die Angriffe auf die Kirche sind oft auch Angriffe auf den, der uns Leben und Frieden schenkt. Getragen vom Heiligen Geist werden wir sie hinnehmen können und trotzdem die Freude Christi verkünden und in dieser Freude leben. Genau in solchen Situationen trägt der Heilige Geist uns und führt uns in die Weite. Das bedeutet auch, in der Welt zu stehen und aus dem Anspruch Gottes heraus zu leben.