Montag, 2. Juni 2020
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus · 12,13–17
In jener Zeit wurden einige Pharisäer und einige Anhänger des Herodes zu Jesus geschickt, um ihn mit einer Frage in eine Falle zu locken. Sie kamen zu ihm und sagten: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und dabei auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst nicht auf die Person, sondern lehrst wirklich den Weg Gottes. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Sollen wir sie zahlen oder nicht zahlen?
Er aber durchschaute ihre Heuchelei und sagte zu ihnen: Warum stellt ihr mir eine Falle? Bringt mir einen Denar, ich will ihn sehen. Man brachte ihm einen. Da fragte er sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Da sagte Jesus zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! Und sie waren sehr erstaunt über ihn.
Kommentar · Pfarrer Karl Engelmann
Die scheinheilige Einleitung (Vers 14) kann nicht über die Böswilligkeit der Frage hinwegtäuschen. Jesus wird als Meister angesprochen, der den Weg Gottes lehrt: Was sagt er zu der Kopfsteuer, die seit dem Jahr 6 n. Chr. von der römischen Besatzungsmacht erhoben wird? Die Fragesteller kommen sich schlau vor; jetzt muss Jesus sich entweder mit den Römern oder mit der Masse des jüdischen Volkes verfeinden. Die Antwort Jesu ist nicht bloß geschickt formuliert; sie sagt mehr, als die Fragesteller wissen wollten. Sie zwingt die Hörer zum Nachdenken: Was gehört eigentlich dem Kaiser, und was gehört Gott? Das Schwergewicht liegt auf der zweiten Frage. Nicht der Anspruch des Kaisers ist interessant, sondern der Anspruch Gottes.
Gott hat auch heute noch einen Anspruch. Sein Anspruch an uns ist, dass wir uns ihm ganz anschließen. Als Christen sollen wir keine Fanatiker irgendeiner Partei oder Bewegung werden. Wir sollen Fanatiker Gottes sein; Fanatiker in dem Sinn, dass wir uns von Gott ganz ergreifen lassen und diese Ergriffenheit unverhüllt leben.