Pfarrer Dr. Karl Engelmann, Pfarrverband Hernals
Das Hochfest der Erscheinung des Herrn ist das älteste, das ursprüngliche Weihnachtsfest. Heute ist es von den Heiligen Drei Königen überlagert (die laut biblischem Befund keine Könige, sondern Sterndeuter waren).
Erscheinung des Herrn bedeutet: Die göttliche Wahrheit, die Herrlichkeit Gottes leuchtet im Kind von Bethlehem auf. Suchende finden den Weg zu ihm. Sie kommen mit Gaben und gehen als Beschenkte fort. Sie werden zu Boten des Lichts in einer dunklen Welt. Weil dieses Kind geboren wurde, gibt es für alle Menschen Hoffnung, auch für die in der Ferne. Nicht zu übersehen ist, dass zuerst Hirten, einfache Menschen, an der Krippe stehen; dann sind es Heiden, die zu diesem Jesuskind, dem Gottessohn, kommen. Maria und Josef brauchten wohl diese Bestätigung, um immer mehr zu erkennen: Das ist der Sohn Gottes.
In der ersten Lesung hören wir vom Licht. Jerusalem soll sich aufmachen, denn es kommt das Licht. Nach dunklen Jahren kann der Rest des Volkes Israel wieder Hoffnung schöpfen: Gott ist da, er holt sein Volk heim. Die Völker der Erde staunen und kommen herbei, um mit ihren Gaben dem Gott Israels zu huldigen. Die Sterndeuter oder Magier kommen zum Jesuskind und huldigen ihm. Heiden erkennen durch diesen Stern: Da muss etwas Einschneidendes geschehen sein. Weil sie dem Stern und ihrer Erkenntnis gefolgt sind, ist ihr Suchen vom Finden gekrönt. Die Unendlichkeit Gottes wird in dieser Welt sichtbar. Gott erscheint in diesem Kind von Bethlehem allen Menschen und das über alle Stände, Klassen und Milieus, über alle politischen, religiösen oder sonstigen Grenzen hinweg. Jeder Mensch, egal wer und was er ist, kann zur Krippe kommen und dem Jesuskind alle seine Freuden und Leiden hinlegen.
Im Weihnachtsfest haben wir viel empfangen, „Gnade über Gnade“. Wir dürfen all das in uns aufnehmen und daraus unser Leben gestalten. Es geht darum, dass wir das Empfangene sichtbar machen, damit Menschen erkennen: Diese oder jene Person ist vom lebendigen Gott ergriffen. Das wäre ein fleischgewordener Glaube, der in der Welt sichtbar und erfahrbar wird. Um einen solchen Glauben müssen wir uns bemühen und um ihn ringen, denn die Welt braucht im wahrsten Sinne des Wortes fleischgewordene Christen.
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