P. Piotr Wojciechwoski
Matthäus und Lukas beginnen ihr Evangelium mit den Berichten von der Geburt Jesu. Markus beginnt mit der Taufe des erwachsenen Jesus. Die Taufe markiert einen wichtigen Punkt im Leben Jesu: Er vernimmt den Ruf zur Sendung, wird ganz vom Heiligen Geist erfüllt und als der erkannt, der er ist: der Sohn Gottes.
Bei der Taufe Jesu ist es deshalb nicht wichtig, ob der Geist Gottes nun in Gestalt einer Taube über ihn kam, sondern dass er über ihn kommt. Es ist nicht wichtig, ob der Himmel sich sichtbar auftat, sondern dass er nun offen ist. Denn Gott hat sich uneingeschränkt auf die Seite des Menschen Jesus gestellt.
Da fällt mir als erstes ein: Ich bin auch getauft. Und das heißt: Auch ich gehöre zu Jesus Christus. Auch zu mir hat Gott sein Ja gesagt. Auch mir steht der Himmel offen. Der Weg zu Gott ist frei. Aber kaum ist dieser Gedanke in meinem Kopf, da meldet sich noch eine andere Stimme in mir: „Was, du willst zu Christus gehören? Schau dich an. Dein Misstrauen, dein Egoismus, dein Unfrieden, deine Halbherzigkeit. Glaubst du im Ernst, dass Gott mit dir zu tun haben will“? „Ja, ich glaube! Denn genau deshalb ist Gott Mensch geworden.“
Aber wieder kommt die Stimme: „Warum bist du manchmal so niedergeschlagen, so mutlos? Wenn Gott tatsächlich Ja zu dir gesagt hat, schon bei deiner Taufe, woran spürst du das in deinem täglichen Leben“? „Vielleicht richte ich meine Augen zu oft auf Dinge, die sich in dem Vordergrund drängen, ohne wirklich wichtig zu sein. Aber eines weiß ich: Es hat in meinem Leben Situationen gegeben, da habe ich es gespürt, dass einer an meiner Seite geht. Wo etwas gelungen ist, ganz unerwartet. Wo ich anderen Menschen helfen konnte und gespürt habe, wie dankbar sie sind. Aber auch umgekehrt: Wo ich selbst Trost, Zuspruch und Aufmunterung bekam in Augenblicken, wo ich dachte: Du schaffst das nicht. Wo ich unsicher war, verzweifelt, am Boden, niedergeschlagen. Und wo sich dann jemand Zeit für mich nahm, mir zuhörte und mir einen guten Rat gab.“
Eines ist mir beim Nachdenken klar geworden. Gott bleibt an meiner Seite, auch wenn es wieder Schwierigkeiten gibt. Gott verliert mich nicht aus den Augen. Keinen von uns! Das Christentum als Tauf-Religion baut auf dem Leben des Christus, auf dem Leben, Sterben und Auferstehen des Jesus auf. Wie gesagt: Mit der Taufe fängt es an. Die Spuren, die Jesus nach seiner Taufe hinterlassen hat, sind vielfältig. Durch sein Wirken fanden Ausgegrenzte und Ausgestoßene ins Leben zurück, Kranke wurden wieder in ihre Würde eingesetzt und heil gemacht, Sünder erkannten ihre Irrwege und wurden zu Reue und Neuanfang fähig, die Dämonen, die auch heute aktiven Angstgespenster, lösten sich auf und ließen gepeinigte Menschen aufatmen, Gewalt in Wort und Tat verlor durch ihn ihre Schrecken. Mit der Taufe fing dies alles an und setzt sich auch heute durch Getaufte fort, die sich ihrer Würde und Verpflichtung bewusst sind. Durch alle Getauften, auch durch uns, darf das Leben schon in dieser Zeit zu neuer Blüte gelangen. Amen.
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