Mittwoch, 3.2.2021
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus 6, 1b-6
In jener Zeit kam Jesus in seine Heimatstadt; seine Jünger begleiteten ihn.
Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, staunten und sagten: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist! Und was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen!
Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab.
Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie.
Und er konnte dort kein Wunder tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie.
Jesus zog durch die benachbarten Dörfer und lehrte.
Kommentar · Mark Eylitz
Wie viele war und bin ich immer wieder ein begeisterter Leser der fantastischen Erzählungen von John R.R. Tolkien. „Der kleine Hobbit“ und natürlich der „Herr der Ringe“ sind Meisterwerke, die schon Generationen in ihren Bann gezogen haben. Nicht zuletzt durch die überaus erfolgreichen Verfilmungen. Einer von Tolkiens Protagonisten ist der Hobbit Bilbo Beutlin. Die Hobbits werden uns als gutmütige, rechtschaffene aber eben auch etwas einfältige Bewohner des Auenlandes vorgestellt, einer Gegend, die Tolkien nach dem Vorbild seiner ländlichen englischen Heimat zeichnete. Und als zutiefst misstrauisch. Besonders gegenüber all jenen Verhaltensweisen, die sie als „abenteuerlich“, als nicht zu einem typischen Hobbit passend, betrachteten. Doch Bilbo Beutlin ist eben genau dies: ein Abenteurer. Der sich mit fremden und fremdartigen Bekanntschaften umgibt. Der nach immer neuen Entdeckungen strebt. Und dabei auch Gefahren und Unannehmlichkeiten nicht aus dem Weg geht. Und den es auch nicht zu kümmern scheint, dass seine Nachbarn über ihn die Nase rümpfen, während mächtige Fürsten ihn als Freund schätzen.
Ganz ähnlich scheint es auch Jesus im heutigen Evangelium zu ergehen. Während die unzähligen Menschen, die Jesus schon auf seinem Weg getroffen und berührt hatte, ihn verehrten, ja, von ihm fasziniert waren, bietet sich in seiner Heimatstadt ein ganz anderes Bild. Und wir sprechen hier immerhin von dem Ort, wo Jesus den größten Teil seines Lebens verbracht hat, gut dreißig Jahre. Zwar hat man auch hier von seinem Wirken gehört und „staunt“ sogar über seine Predigt in der Synagoge. Aber sehr schnell legt sich doch ein Schleier über dieses Staunen. Ein Schleier von Neid und Missgunst. Da bildet sich dieser Zimmermann ein, es besser zu wissen. Seine Nachbarn und Kollegen von einst zu belehren. Eine Anmaßung. Ein Übertreten auch der strengen gesellschaftlichen Hierarchie. Das hatte wohl vielen gerade noch gefehlt. Und ihre Reaktion ist eindeutig: Ablehnung. Und Jesus? Ich kann mir vorstellen, dass er zumindest ernüchtert war. Er wollte in seiner unendlichen Liebe alle zur Umkehr rufen. Gerade auch die von Ablehnung Verhärteten. Dass es ausgerechnet die Menschen seiner Heimat waren, von denen er viele zumindest als Freunde gekannt haben dürfte, möglicherweise von Kindesbeinen an, war menschlich wohl eine Enttäuschung; auch, wenn er als Sohn Gottes das natürlich gewusst hatte. Für uns als Christen ist es auch oft nicht leicht, für seinen Glauben einzustehen. Am schwersten oft gegenüber den Menschen, die man als Freunde, als Vertraute, oder gar als Familie schätzt und auch liebt. Doch Jesus zeigt uns eben durch das heutige Evangelium, dass wir unseren Erfahrungen nicht allein sind. Dass es nicht nur vielen Menschen, die die Kirche heute als Heilige in besonderer Weise verehrt, zeitlebens genauso erging. Sondern dass es ihm selbst so erging. Dass er aber auch uns auf diesem Weg und in dieser Erfahrung mittragen wird. Dass er einlädt, wo wir ausgeladen werden. Dass er achtet, wo wir verachtet werden. Und dass er endlich auch heilt, wo wir verletzt wurden.