Pfarrer Dr. Karl Engelmann
Die österliche Bußzeit führt uns zu einem neuen Taufbewusstsein. Die Taufe ist das Fundament unseres christlichen Glaubens. Sie verbindet uns mit Menschen aller christlichen Konfessionen. In der Taufe ist auch das Priestertum aller ‒ etwas unklar als „gemeinsames Priestertum“ bezeichnet ‒ begründet. In einer Präfation heißt es. „In ihm (Christus) sind wir ein auserwähltes Geschlecht, dein heiliges Volk, dein königliches Priestertum.“ Im Licht dieser Aussage ist es nicht verständlich, dass es Priester und Laien gibt. Ich finde den Begriff des „Laien“ fürchterlich und auch kontraproduktiv ‒ keiner ist ein „Laie“, weil jeder von Christus berufen ist.
In der ersten Lesung schaut der Verfasser auf die Geschichte Israels mit Gott zurück. Gott hat immer wieder durch die Propheten gewarnt. Es waren allen voran Priester und Könige, die diese Warnungen nicht beherzigt hatten. Sie haben auf die Propheten nicht gehört, und was folgte, war das Gericht. Aber, und das zeigt uns die Lesung auf: Das letzte Wort Gottes ist nicht eines gegen die Sünder, ist nicht ein Wort des Gerichts, sondern sein Erbarmen. Das Erbarmen, die Barmherzigkeit Gottes ist größer, als wir es uns je vorstellen können.
Im Evangelium geht es um den Glauben. Die Taufe ist das große Gnadengeschenk des auferstandenen Christus. Die Taufe braucht aber auch den Glauben. In der Taufe sind wir alle in das Christusgeheimnis hineingenommen. Aus ihm heraus gilt es zu glauben und die Wahrheit zu tun. Wer das unternimmt, ist bereits heute vom Tod ins Leben gegangen. Nun, was heißt das: „die Wahrheit tun“? Die Antwort auf diese Frage erschließt sich erst und nur im Glauben an Christus. Wenn wir im Innersten erkennen, dass wir in das Geheimnis Christi, in das Geheimnis seiner Gottessohnschaft hineingenommen sind, werden wir die Wahrheit tun, weil wir dann gar nicht mehr anders handeln können. Wir werden aus Christus leben und für ihn Zeugnis ablegen. Dazu sind wir im Hier und Jetzt aufgerufen. Haben wir für das Geheimnis Christi keinen Sinn, kein Interesse, und nehmen wir so nicht persönlich Anteil am „gemeinsamen Priestertum“, wird, von uns persönlich abgesehen, auch die Kirche in ihrem Bestehen in Zukunft keine Chance haben.
One thought