Freitag, 18.6.2021
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus 6, 19-23
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe
einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm
sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen.
Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Das Auge gibt dem Körper Licht. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Körper hell sein.
Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Körper finster sein. Wenn nun das Licht in dir
Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein!
Kommentar · Diakon Mark Eylitz
Vor kurzem habe ich auf Facebook eine Karikatur gesehen. Sie zeigte eine Gruppe Piraten, die nach langer und offensichtlich mühsamer Suche eine Schatztruhe ausgegraben hatten. Doch statt Gold, Juwelen und anderen Reichtümern fand sich lediglich ein Zettel in der Truhe. Und auf dem Zettel stand einer dieser typischen Kalendersprüche, welche zu „Teambuilding“ und Gemeinschaftsgefühl gratulierten. Die Enttäuschung war den Piraten, sogar dem obligatorischen Papagei auf der Schulter des Kapitäns, anzusehen. Und dann hören wir heute von Jesus: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“- wie die Piraten wohl darauf reagiert hätten? Handelt es sich also beim Wort Jesu auch um eine Art Kalenderspruch? Fernab der Realität? Ist das nicht ziemlich provokant? Gerade in einer Zeit prekärer Beschäftigung, vieler Zeitverträge und anderer Unsicherheiten im Arbeitsleben welche zugleich mit einem in vielem Bereichen immer kostspieligerem Leben konfrontiert sind? Ist es also eine Provokation? Provoziert Jesus? Ja! Ganz klar. Und das völlig zu Recht. Er provoziert in einer Welt, die dem Konsum immer neue Tempel weiht. Wo täglich neue Idole des Konsums angebetet werden. Absolut gesetzt werden. Wo neue Heilige in den Weltraum fliegen – und dass sie keine Steuern zahlen, da kann man schonmal ein Auge zudrücken oder zwei. Wo Kirchenfassaden mit Werbebannern verhüllt werden. Immerhin zahlen die Werber ja, und diesen guten Zweck kann man auch steuerlich gut verrechnen. Wohl gemerkt, wenn man denn Steuern zahlt. Ich finde, da kann es nicht genug Provokation geben. Doch geht es hier nicht um einen Dualismus „Böse Welt“, „guter Himmel“; oder um eine Verachtung der Möglichkeiten und Angebote, die wir auf Erden haben. Es geht um eine Haltung. Eine Haltung, die ich vielleicht als „Gelassenheit“ bezeichnen würde. Die immer wieder daran erinnert, dass wir in einer Welt leben, die vergänglich ist. Auf der es viele schöne Dinge gibt, gar keine Frage. Die aber nichts ist im Vergleich zu dem Reich, das Gott uns zugesichert hat. Und allein mit diesem Gedanken müsste es uns ja wie ein Blitz durchfahren: wenn wir uns schon um oft banale Dinge hier auf Erden größten Mühen hingeben, dann müssten wir erst recht anfangen, uns Mühe dafür zu geben, einmal für immer in der Herrlichkeit der Herrlichkeit zu wohnen.
Sind wir Sprachhüter, Museums-verwalter, Immobilienbesitzer, Banker der Kirche? Davon war bei Jesus nie die Rede. Wenn wir bei Jesus hinhören, könnten wir auch heute offenherzig seinen Auftrag verstehen.