Was ich weiß, wenn ich traurig bin.
Während ich dies schreibe, bange ich mit jungen Eltern um das Überleben ihres neugeborenen Kindes. Und ich frage: Gott, wie kannst du das zulassen?
Ich weiß schon: Gott ist nicht der Erfüllungsgehilfe all unserer Wünsche. Aber: kann es ihm egal sein, das kranke Baby? In solchen Situationen bin ich mir nicht sicher, ob es Gott gibt. Mitten im Zweifel wird dann das Weihnachtsfest für mich zum Hinweis, dass es ihn doch geben kann.
Weihnachten sagt: Gott nimmt nicht nur Anteil am Schicksal seiner Schöpfung, sondern er wird ein Teil von ihr. Gott wird Mensch, einer von uns, Jesus von Nazaret. Er teilt das ganze Lebensdrama, von dem doch niemand verschont bleibt, so oder anders.
Jesus, geboren in eine Außenseiterfamilie, zur Welt gekommen in einem Notquartier, als Kleinkind zur Flucht gezwungen, mit Anfang Dreißig eine Karriere, die ganz schnell scheitert – und schließlich unschuldig zum Verbrecher gestempelt und getötet.
Wenn ich traurig bin, weiß ich, auch er hat geweint. Und wenn ich feiere – auch er. Und wenn ich zweifle an Gott – auch er. Und wenn ich sterbe – auch er. Jesus, einer von uns. Gott wurde Mensch.
Weihnachten heißt: Gott teilt unser Leben. Er drängt uns nicht seines auf. Lieber geht er mit uns, auch wenn wir scheitern. Er geht mit uns bis in den Tod, aber er lässt uns nicht im Tod. Wir werden mit ihm leben. Jetzt meine ich Ostern, das andere Fest. Ich weiß schon: Weihnachten löst nicht alle Fragen, auch nicht meine Sorgen um das Baby. Aber ich bin zuversichtlich.