Mittwoch, 20. Mai 2020
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes · 16,12–15
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird.
Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.
Kommentar · Pfarrer Karl Engelmann
Jesus ist das Wort Gottes, die Wahrheit Gottes. Aber die Jünger sind noch nicht fähig, die ganze Wahrheit zu fassen. (Wann werden sie fähig sein?) Die „ganze Wahrheit“, das ist nicht irgendeine Theorie, ein System, sondern die Offenbarung Gottes in der Person Jesu. Ihn „verherrlichen“ heißt seine göttliche Sendung sichtbar machen und sein Werk vollenden. Der Heilige Geist wird kein neues Evangelium bringen; er wird aber auch nicht nur gedächtnismäßig die Jünger an das „erinnern“ (Joh 14,26), was Jesus gesagt und getan hat. Dieses Erinnern wird ein immer tieferes Hineinführen (Vers 13) in das innere Heiligtum Gottes sein. Durch den Heiligen Geist wird Jesus „offen den Vater verkünden“ (16,13.15.25). Die Offenbarung ist also mit dem Weggang Jesu nicht einfach abgeschlossen, wie auch die Geistsendung nicht am Pfingstfest, Vormittag um neun Uhr beendet war. Das war erst der Anfang. Die Offenbarung Gottes geht bis in unsere Zeit. Immer wieder aufs Neue teilt Gott sich im Heiligen Geist mit. Immer wieder aufs Neue zeigt er uns Wege in die Freiheit des Lebens und des Glaubens.