Dienstag, 19 Mai 2020
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes · 16,5–11
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Jetzt gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich: Wohin gehst du? Vielmehr ist euer Herz von Trauer erfüllt, weil ich euch das gesagt habe. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er die Welt überführen (und aufdecken), was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist;
Sünde: dass sie nicht an mich glauben;
Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht;
Gericht: dass der Herrscher dieser Welt gerichtet ist.
Kommentar · Pfarrer Karl Engelmann
Die Aussagen von Joh 15,26–27 über den Heiligen Geist, den „Beistand“ (Paraklet), werden weitergeführt. „Er wird Zeugnis für mich ablegen“, hörten wir in 15,26: „er wird die Welt überführen“, heißt es in 16,8. Jesus weist auf ein Gericht hin, das in der Welt und über die Welt stattfinden wird: über die Welt, die Jesus abgelehnt und umgebracht hat, damals und immer. Der Prozess Jesu scheint hoffnungslos verloren. Wie wird der Heilige Geist gegen diese Welt auftreten, um sie anzuklagen und ihre Schuld zu beweisen (das ist der Sinn von „überführen“)? Er wird die Welt nicht überzeugen (dann wäre sie nicht mehr „Welt“), aber die Jünger werden durch das Kommen und Wirken des Heiligen Geistes begreifen, dass die Wahrheit und Gerechtigkeit Gottes auf der Seite Jesu stehen. Dann wird auch ihre Trauer über den Weggang Jesu (Verse 5–7) vorbei sein; sein Weggehen ist ja die Voraussetzung für sein Kommen im Heiligen Geist. Die Welt hat vor Christus die Augen verschlossen. Menschen wollen von ihm nichts wissen, ihn nicht kennenlernen. Es ist der Heilige Geist, der die Welt überführen wird. In der Kraft des Heiligen Geist werden wir die Welt überwinden und werden Zeugnis für Christus ablegen.