Pfarrer Karl Engelmann
MENSCHENFURCHT – GOTTESFURCHT
Mitmenschen wirken auf verschiedene Weise auf uns. Bei den einen fühlen wir uns wohl und angenommen. Da können wir aufatmen, aufblühen. Wir fühlen uns sicher und beschützt. Bei anderen sind wir schüchterner, haben Respekt. Wieder andere machen uns Angst. In deren Nähe wollen wir nicht sein. Wie werden wir aus dieser Begegnung wohl herausgehen?
Die Apostel, haben sicher die Erfahrung gehabt. Sie haben sicher auch vor gewissen Menschen Angst gehabt. Wer Jesus nachfolgte, wer seine Botschaft verkündete, musste damit rechnen, verfolgt, ja sogar getötet zu werden. In dieser Situation macht Jesus Mut. Er lädt die Jünger zu einem tiefen Vertrauen auf Gott ein. Ihr sollt euch nicht fürchten vor den Menschen. Sie können nur euren Leib töten. Sie können euch nur dieses Leben in dieser Welt nehmen. Aber sie werden am Ende als Verlierer das Spielfeld verlassen. Fürchtet euch mehr vor dem, der euch alles nehmen kann. Und das ist einzig und allein Gott.
GOTTES LIEBE
Jesus will mit dem „Fürchtet euch vielmehr…“ genau das Gegenteil ausdrücken. Auf dem ersten Gehör lädt er uns ein, dass wir vor Gott Angst haben müssten. Doch in den letzten Jahrzehnten haben wir Gott immer mehr als liebenden und barmherzigen Vater kennen lernen dürfen. Jesus ist dazu in die Welt gekommen, um uns diesen liebenden Vater zu zeigen. Wie die Menschen in der Nähe von Jesus aufatmen und aufblühen konnten, so dürfen wir aufblühen, aufatmen, wenn wir an Gott denken. So gibt der Glaube Sicherheit, Festigkeit und Mut. Der Glaube schenkt uns Trost. Trost kommt vom selben Stamm wie das englische Wort „trust“. Das heißt Vertrauen. Wir dürfen Gott vertrauen und darum uns selbst. Wir dürfen dem Leben trauen, zu dem uns Gott geschaffen hat. Das gilt für das Leben in dieser Welt. Wir sind berufen, unser Leben und unsere Welt zu gestalten. Wir sind berufen, als NachfolgerInnen von Jesus Zeugnis zu geben von Gott. Mehr noch aber sind wir geschaffen für das ewige Leben, das Leben bei Gott, in ewiger Freude, in ewigem Frieden.
Gott hat uns geschaffen, weil wir ihm wertvoll und wichtig sind. Das zeigt Jesus mit seinen Worten „Ihr seid mehr wert als viele Spatzen!“ „Bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf gezählt!“ Was für uns wertvoll ist, weil es uns an schöne Erlebnisse erinnert oder an Menschen, die wir mochten, das bewahren wir auf. Gott will auch unser Leben.
MUT, DEN GLAUBEN ZU BEKENNEN
Diese Worte Jesu machen Mut. Wir dürfen uns trauen, Christinnen und Christen zu sein. Wir dürfen mit Mut unseren Glauben vertreten. Auch unsere Zeit braucht Menschen, die mutig bekennen: Ich glaube an Jesus. Ich glaube daran, dass Gott mich zum Leben geschaffen hat. Ich stehe dazu, regelmäßig den Sonntagsgottesdienst zu besuchen, weil ich an Gott glaube, weil ich Gott liebe. Ich lebe aus dem Glauben, dass ich von Gott geliebt bin. Tun wir dieses, auch wenn wir belächelt werden, auch wenn wir… Wir dürfen dies tun, denn Gott steht zu uns. Die heilige Theresa von Avila hat das so schön auf den Punkt gebracht: „Gott und ich, wir sind immer in der Mehrheit.“
GOTT STEHT ZU UNS
Diese Erfahrung hat auch Jeremia gemacht. Als Prophet hatte er die Aufgabe, die Menschen zu Gott zurückzuführen. Sie waren vom wahren Glauben abgefallen und haben andere Götter verehrt. Weil er ihnen darum auch unbequeme Wahrheiten gesagt hat, darum wurde ihm, das kann man seinen Worten entnehmen, übel mitgespielt. Er steht allein da, einsam, von allen verlassen und von allen missverstanden. Doch gerade in dieser Situation spürt Jeremia: Gott steht zu ihm. Am Ende wird er siegen, weil Gott ihm den Sieg verschafft.
Wir in Westeuropa können unbehelligt als ChristenInnen leben. Die Freiheit, den Glauben leben zu dürfen ist ein hohes Gut. Es ist ein Menschenrecht. Millionen wird es verweigert. Dafür erleben wir etwas, was auch traurig machen kann, bedrücken kann: weitgehende Gleichgültigkeit. Sicher freuen wir uns, wenn Menschen tolerant sind gegenüber dem Glauben, wenn sie offen sind für das, was wir der Welt zu sagen haben. Gleichgültig sein kann jedoch auch bedeuten: der christliche Glaube hat nichts mehr zu sagen, ist uninteressant, farblos. Die ersten Christen wurden verfolgt. Jeremia wurde verfolgt. Der Glaube, die Botschaft von Gott, sie haben herausgefordert und auch Widerstand erzeugt. Doch sie haben gespürt: Gott steht zu uns. Haben auch wir den Mut, zu unserem Glauben zu stehen, zu bezeugen. Gott steht auf unserer Seite. Wie sagte die heilige Theresa von Avila: „Gott und ich, wir sind immer in der Mehrheit.“
Auszüge aus den Predigtgedanken von Pater Jörg Thiemann (2020). Predigtforum der Redemtoristen
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