Kämpfe gegen den Teufel – indem du ihn und dich selber Gott überlässt

Pfarrvikar P. Wolfgang Kimmel

Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen handelt vom Bösen. Jesus gebraucht sogar das Wort „Teufel“, vor dem nicht nur Eltern zusammenzucken, wenn ich bei der Taufe ihrer Kinder frage, ob sie dem Urheber des Bösen widersagen wollen. Auch „brave“ Christen haben damit ihre Schwierigkeit.

Der Böse also. Dass es Böses und Gutes in dieser Welt gibt, wird kaum jemand ernsthaft bestreiten und auch nicht, dass dem Guten der Vorzug zu geben ist: die Wahrheit zu sagen ist besser als zu lügen; Barmherzigkeit ist besser als Hartherzigkeit, Treue besser als Untreue; Kindesmisshandlung und Vergewaltigung ist immer schlecht. Wir wissen also – in der Regel – um Gut und Böse.

Eine andere Frage ist, ob wir ein Prinzip des Bösen brauchen, einen Verursacher, den Teufel. Als Gläubige bejahen wir zwar Gott als Prinzip und Ziel alles Guten, aber das heißt nicht notwendig, dass es auch den Bösen geben muss. Das Böse könnte ja einfach aus dem Menschen herauskommen. Nur lösen wir damit nicht das Problem, dass es Böses auch außerhalb des Menschen gibt. Wir erleben die Natur keineswegs als immer wohlwollend gegenüber uns. Aber es macht wohl wenig Sinn, die Naturgewalten als vorsätzlich böse zu bezeichnen.

Damit muss man nicht unbedingt zu dem folgenden Schluss kommen, aber er ist jedenfalls ein logischer Gedanke: Das Böse existiert noch einmal auf eine eigene Weise. Genau betrachtet aber ist das Böse doch immer ein Mangel oder ein Gegensatz zum Guten: das Böse schafft nämlich nichts, es zerstört vielmehr das Geschaffene.

Daher, noch besser, und das erzählt uns der jüdisch-christliche Mythos vom Engelsturz: Das Böse, der Urheber des Bösen, ist bloß Geschöpf: Geschöpf, das das Gute verneint. Es wirkt als Prinzip in unserer Schöpfung, in der Natur, bei den Tieren. Den Menschen aber ist die Wahl zwischen Gut und Böse überlassen, sofern wir ihnen eine Entscheidungsfreiheit zubilligen wollen (was heutzutage von Naturalisten gelegentlich verneint wird). Hier kommt die Moral ins Spiel. Ohne sie ist menschliches Zusammenleben nicht denkbar.

Jesus gibt uns heute eine überraschende Anweisung, wie mit den unmoralischen, den bösen Menschen umzugehen ist. Er sagt nicht: „Bekehrt sie! Versucht sie zu besseren Menschen zu machen!“ Jesus sagt vielmehr:

„Reißt das Unkraut nicht zusammen mit dem Weizen aus!“ 

– also: Ertragt sie, um Gottes willen. Das Lösungsmodell für die Unmoral heißt Geduld. Das predigt Jesus nicht nur in diesem Gleichnis, sondern er hat es mit seinem unschuldigen Tod am Kreuz auch vorgelebt.

Das Unkraut stehen lassen mit dem Weizen. Geduld haben. Das ist durchaus gegen jede Logik von uns Schrebergärtnern. Jesus selbst schlägt nicht drein: Denn er ist nicht gekommen zu richten, sondern das Verlorene zu retten.

Setzen wir daher nicht auf den Relativismus, die Krankheit unsres Zeitalters, der von einer Unterscheidung zwischen Gut und Böse nichts wissen will. Das Wissen darum ist uns gegeben: Wer Ohren hat, der höre! Aber setzen wir auch nicht auf die Verurteilung der bösen Mitmenschen, denn das Wissen um ihre Schuldhaftigkeit ist uns nicht gegeben.

Überlassen wir Gott das letzte und entscheidende Wort.

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