Montag, 20.7.2020
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus, 12, 38-42
In jener Zeit sagten einige Schriftgelehrte und Pharisäer zu Jesus: Meister, wir möchten von dir ein Zeichen sehen.
Er antwortete ihnen: Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen, aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona.
Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Innern der Erde sein.
Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona.
Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo.
Kommentar · Meinrad Winge
Matthäus schrieb sein Evangelium für judenchristliche Gemeinden, die sich als Christen und zugleich als fromme Juden verstanden. Die Trennung von der Synagoge, den Schriftgelehrten und Pharisäern, war noch recht frisch. Und die Frage, ob Heiden direkt zum Christentum finden können, ohne den Weg über das Judentum, wurde stark diskutiert.
Matthäus zeigt hier Jesus als einen, der die Weltoffenheit der prophetischen Tradition Israels fortsetzt und vollendet: Im Gegensatz zu jenen Texten des Alten Bundes, die nationale Ansprüche Israels betonen, weist die prophetische Tradition stets über die Volks- und Staatsgrenzen hinaus – und betont die universelle Dimension, die Berufung aller Menschen:
So geht der Prophet Jona nach anfänglicher Weigerung in die heidnische Stadt Ninive, um dort – erfolgreich – Umkehr zu predigen. Die Königin von Saba – im Jemen oder in Äthiopien gelegen, weit weg von Israel – versteht und anerkennt die Weisheit des Königs Israels.
Sollten wir Christen nicht erst recht allen Menschen, egal welcher Herkunft oder Religion, das Mitbauen am Reich Gottes zutrauen?
Pharisäer und Schriftgelehrte in ihrer Enge wollen das Heil an Zeichen, an Sichtbarem und Greifbaren festmachen. Auferstehung aber, auf die Matthäus mit den drei Tagen und Nächten im Innern der Erde anspielt, lässt sich nicht festmachen, bleibt ungreifbar – wie das Leben selbst.