Pfarre Dr. Karl Engelmann
Hungrige Menschen gab es auch zur Zeit Jesu und auch in der Nähe Jesu. Soziale Nöte hat es immer gegeben. Auch die Coronakrise wird in unserem Land und auf der ganzen Welt eine soziale Not auslösen. Wir brauchen nur auf manche Statistiken schauen. Jesus hat seine Jünger nicht gelehrt, Brot zu vermehren, wohl aber, für das vorhandene zu danken und es denen weiterzugeben, die Hunger haben. Das Problem des Hungers ist nicht nur ein Problem der Produktion. Es ist zuerst eine Frage des Austeilens: nicht nur Fremdes zu verteilen, sondern Eigenes herzugeben.
Kostbare Gaben sind Wasser und Brot für den, der Hunger und Durst hat. Das Volk im babylonischen Exil hatte wohl genug zu essen, aber es war das Brot der Fremde, ein Brot, „das nicht nährt“, ein armer Ersatz. Der eigentliche Hunger war der nach der Nähe des lebendigen Gottes. Auch dafür bietet sich Ersatz an: die fremden Götter – in Babylon und anderswo. Von daher ist das Drängende in der Heilsankündigung zu verstehen: Kommt, esst und trinkt! Glaubt meinem Wort! Traut meiner Bundestreue!
Im Evangelium hören wir, dass Jesus einfachen Leuten begegnet, die Hunger haben.
Es waren nicht seine Freunde, nicht die Jünger, sondern fremde einfache „Menschen“: Menschen, die Hunger hatten. Jesus schickt sie nicht fort, sondern er hat Mitleid mit ihnen. Mitleid ist eine schwache Übersetzung. Wortwörtlich heißt es, als er diese Menschen sah reckte es ihn bis ins Innerste. Mitleid ist ein Leid, das niemanden hilft. Jesus heilt die Krankheiten und stillt den Hunger. So gibt er sich zu erkennen; so gibt in ihm Gott sich zu erkennen. Die Jünger aber – und damit meint der Evangelist auch uns – helfen austeilen: das Brot für den Leib und das gute Wort für die Seele, oder richtiger: Beides für Leib und Seele.
Jesus sagt in diesem Evangelium
„Gebt Ihr ihnen zu essen“.
Dies ist ein Auftrag auch für uns heute. Da erhebt sich natürlich die Frage: Was geben wir, als Jünger Christi, den Menschen von heute zu essen? Was geben wir als Kirche den Menschen gerade jetzt in der Coronazeit zu essen. Zuerst aber die Frage: Wonach hungern die Menschen im Hier und Heute? Dies sind gerade jetzt große und entscheidende Fragen. Gehen wir diesen Fragen nach und überlegen ernsthaft, was braucht der Mensch, die Person von heute. Diesen Weg möchte ich gerne mit ihnen allen bestreiten.
Pfarrer Dr. Karl Engelmann
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