Fronleichnam – Nicht hinter den Kirchentüren verstecken

Ich lade Sie ein, mitzugehen.

Eine Prozession bildet unser Leben ab: Leben heißt weitergehen, voranschreiten. Eine Prozession versinnbildlicht unser Leben als fortschreitenden Prozess. Den Prozess unseres Lebens gehen wir persönlich und gemeinsam. Wir bewegen uns auf ein Ziel hin, und das ist für uns Christen die Vollendung in Gott. – Das ist aber nur eine Seite. Wenden wir uns einer anderen, wichtigen Seite zu:

Das Zweite Vatikanische Konzil definiert die Kirche als „pilgerndes Gottesvolk“: Wir Christinnen und Christen sind unterwegs; wir sind nicht fertig, nicht am Ziel, aber wir sind vom Ziel (von Gott) schon ergriffen worden. Die Fronleichnamsprozession mit ihren Stationen macht deutlich: Wir sind unterwegs, zusammen mit anderen, wir halten inne, und dann setzen wir unseren Weg weiter fort. Dabei sind wir nicht auf uns selbst zurückgeworfen, sondern mit uns zieht Christus in der Gestalt des Brotes als unsichtbare Wirklichkeit im sichtbaren Zeichen.

Noch eines ist wesentlich: Durch die Straßen ziehend bekennen wir, dass wir an Christus glauben. Dieses Zeugnis ist heute wichtig, umso mehr, als die Zeuginnen und Zeugen weniger werden. Es geht also nicht mehr um einen Triumphzug wie früher, es geht um das öffentliche Bekenntnis. Wir können uns nicht hinter den Kirchentüren verstecken!

Ich lade Sie herzlich ein, am heurigen Fronleichnamsfest teilzunehmen und sich in die Prozession einzureihen und mitzugehen. Feiern wir gemeinsam (auch beim Frühschoppen nach der kirchlichen Feier), und legen wir so Zeugnis ab von unserem Glauben, der in seinen Bildern und Symbolen hinweist auf ein Ziel außerhalb aller uns einschließenden Gesetze, der geschriebenen und der ungeschriebenen!

Karl Engelmann
Dechant