Meine Großtante, sie ist schon über 30 Jahre tot, war eine resolute und konsequente Frau. Nachdem ihre Schwester in einem harten Streit einmal zu ihr gesagt hatte: „Du brauchst mein Haus nicht mehr betreten!“, ist sie nie dorthin zurückgekehrt.
Worte können, wenn sie einmal ausgesprochen sind, etwas bewirken, das sich nicht mehr so leicht rückgängig machen lässt. Das gilt auch heute. Hat ein Politiker einmal gesagt: „Ich trete zurück“, dann ist eine Tatsache geschaffen. Worte schaffen Wirklichkeit.
Das gilt auch für den Segen. Er ist das Wort Gottes schlechthin für seine Schöpfung. In der Bibel wirkt der Segen ganz praktisch. Zu ihm gehören Fruchtbarkeit, Regen, Reifen, Gesundheit, Glück und Frieden. „Ein Segen sollst du sein“, sagt Gott am Anfang der Bibel zu Abraham. Und er macht ihn zum Stammvater aller, die glauben – bis heute.
Der Segen Gottes darf von uns Menschen weitergereicht werden. So segnen Väter und Mütter ihre Kinder, und die Priester segnen das Vieh und das Volk. Jesus setzt das Segnen fort. Sein Segen gilt besonders den Kindern, aber auch den Kranken und Ausgestoßenen. Am Ende der Tage sind es „die Gesegneten“, die das Reich Gottes erben dürfen.
Segnen heißt: Gut reden, jemandem etwas Schönes sagen. Das können wir alle, das sollten wir alle: segnen, verbunden mit einem Kreuzerl auf die Stirn oder leise gemurmelt und im Gedanken „versendet“. Worte schaffen Wirklichkeit. Gute Worte verbessern unsere Welt.
Im dritten Buch der Bibel (Numeri, Kapitel 6) ist ein Segensspruch an Aaron, den Bruder des Mose, überliefert, den wir alle, Juden und Christen, seit drei Jahrtausenden teilen. Und der geht so:
Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.
Wolfgang Kimmel, Pfarrer in Dornbach