Predigtgedanken zum 6. Ostersonntag

von P. Lorenz Voith CSsR, Marienpfarre – Redemptoristen, Hernals, 17.5.2020

Bitttage

Diese Tage vor Christi Himmelfahrt werden auch „Bitttage“ genannt.

Bitten um einen guten Verlauf des Wachstums der Natur und der Ernte.

Die österliche Macht möge sich gegen die Kräfte der Natur und andere Unwegsamkeiten durchsetzen. Dies wünschte man sich. Prozessionen werden auch heute noch am Land gehalten – alle drei Tage vor Christi Himmelfahrt. Leider fallen diese großteils in diesem Jahr aus, wegen der Corona-Pandemie.

Aber der Anlass bleibt: In diesem Jahr müssten wir auch besonders um die Überwindung dieser Pandemie bitten. Mögen wir bald Gegenmittel finden. Das ist die aktuelle Bitte. Neben der Bitte, dass auch der Alltag der Menschen und der gesamten Gesellschaft wieder in gute Gleise zurückfindet. Gott sei Dank gab es in den letzten Tagen auch wieder Regen für unsere so wichtige Natur.

Den Beistand sende ich euch

Christus verspricht heute im Evangelium, dass er uns den Beistand sende werde. Wir sprechen dann vom Heiligen Geist. Jesus sagt sinngemäß: „Wer meine Gebote hält, wer treu zu mir als dem Erlöser steht, den werde ich genauso umarmen und das Mitgehen des Geistes Gottes versichern. Mag kommen was will, durch das Leben bis in den Tod hinein“.

Mögen wir uns an diesen Jesus halten, auch heute – wenige Tage vor dem Fest Christi Himmelfahrt, vierzig Tage nach Ostern.

Jahrhundertpapst Johannes Paul II.

Am 18. Mai jährt sich der 100. Geburtstag des Heiligen Papstes Johannes Paul II. Die meisten von uns haben diesen Papst wesentlich im eigenen Leben wahrgenommen – Ende der 70-, sowie in den 80er und 90-er Jahren und zur Jahrtausendwende. Kardinal Schönborn hat in einem großen Interview darauf Bezug genommen.

Der „Mensch steht im Mittelpunkt“

Ein Papst, der zu den bedeutenden Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts zu zählen ist. Der erste slawische Papst, der wesentlich zum Zerfall des Kommunismus beigetragen hat. Ein menschenverachtendes System wurde letztlich hinweggefegt. Johannes Paul war ein geborener Philosoph und Ethiker. Der Mensch stand im Mittelpunkt aller Überlegungen auch im wirtschaftlichen Bereich. Nicht das Kapital, nicht die Aktienkurse, nicht die Wirtschaft ganz allgemein. Ich bin heute noch von diesen sozialpastoralen Anliegen und Bekenntnissen getragen: Laborem exercens (1981).

Das ist auch ein Angriff auf den weltweiten Kapitalismus, den wir ja auch alle kennen. Wo hunderte Millionen darunter leiden. Gerade in den südlichen Ländern der Welt. Reiche werden reicher, Arme werden ärmer. Die seltsamen Blüten einer unkontrollierten Globalisierung wurden von Johannes Paul II vorausgesehen.

Papst Johannes Paul war ein echter Pole, mit all den auch gemachten Erfahrungen unter den Nazis und den Kommunisten. Er wollte seine Kirche fest und klar halten – gegen solche Entwicklungen und Ideologien.

Dass dabei nicht alle Folgerungen und Entscheidungen gut waren, davon kann die österr. Kirche, gerade was die Bischofsernennungen betreffen, ein Lied singen. Hier gab es blinde Seiten. Auch das müssen wir festhalten.

Muss ein Heiliger perfekt sein? Eine berechtigte Frage, aber?

Johannes Paul II glaubte fest an das Mitgehen des Heiligen Geistes. An das Mitgehen des Beistandes, welchen Christus verheißen hatte.

Und so konnte er Maßstäbe setzen: in seinen Reisen weltweit, in seinen Kontakten zu den anderen Religionen, im gemeinsamen Gebet um den Frieden in der Welt. In vielen Einflüssen zu einer gerechten und friedlichen Lösung von Konflikten.

Krankheit in der Öffentlichkeit

Sein langsames fortschreitendes Krankwerden – Parkinson – haben viele mitverfolgen können. Er hat sich nicht versteckt. Er gehörte zu den „Risikopatienten“, würde man heute so leichtfertig sagen. Er ließ sich nicht verstecken. Somit wurde einmal mehr in aller Öffentlichkeit die Würde auch eines kranken und hinfälligen Menschen bewusst. Ja, ich darf so krank werden, so auf die Pflege angewiesen sein. Und bleibe doch eine Person mit Würde. Einmalig. Auch als Papst.

Damals meinten einige, wäre es nicht besser, er läge sein Amt nieder, zöge sich zurück in seiner Krankheit; sozusagen weg vom Fenster der Öffentlichkeit.

Sein Sterben 2005 hat viele bewegt. Ich kann mich noch sehr gut erinnern. Wahrscheinlich haben auch viele von Ihnen noch Bilder vor Augen, … Ich habe es im Fernsehen mitverfolgt, es waren nur wenigen Wochen nachdem ich mein Amt als Provinzial angetreten hatte. Ich war beim Packen in Innsbruck und vor dem Wegzug nach Wien.

Ein großer Christ und Seelsorger

Ich denke: Dieser polnische Papst war ein großer Mensch, Humanist und überzeugter Seelsorger; getragen von der Botschaft Jesu, die er als Freiheitbotschaft interpretierte.

Seine Heiligsprechung mag für viele zu schnell gegangen sein. Ja. Aber: ich selbst bin davon überzeugt, dass Karol Wojtyla zu Recht zur Ehre der Altäre erhoben wurde.

Als überzeugter Verkünder der Frohen Botschaft Jesu Christi und Mahner des Friedens und des gemeinsamen Unterwegsein der Religionen: Mit den Juden, mit dem Islam, mit den anderen Religionen und Konfessionen. War das nicht wegweisend?

Möge uns der hl. Johannes Paul II weiterhin als Vorbild in diesem Sinne bleiben und werden.

Bitten wir bewusst um das Kommen des Heiligen Geistes in diesen Tagen vor Pfingsten!

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