Tagesevangelium – 13.7.2020

Montag, 13.7.2020

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus 10, 34 – 11, 1

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln:

Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter;

und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein.

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.

Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.

Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.

Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.

Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten.

Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.

Als Jesus die Unterweisung der zwölf Jünger beendet hatte, zog er weiter, um in den Städten zu lehren und zu predigen.

Kommentar · Johannes Sterba

Wir stehen in mehrfacher Weise vor einem Aufbruch:

Da sind einmal die Sommerferien: Wir, oder zumindest unsere Kinder, brechen in die wohlverdienten Ferien auf. Die Urlaubszeit und Reisezeit beginnt, auch wenn das heuer wahrscheinlich anders ablaufen wird als sonst. Auch in der Pfarre beschließen wir das Arbeitsjahr und machen eine Pause. Die Runden treffen sich seltener oder gar nicht in den nächsten beiden Monaten, und wir sammeln hoffentlich Kraft und Energie für das kommende Arbeitsjahr im September.

Dann ist da die stetige Öffnung nach dem harten Corona-Lockdown. Wir dürfen einander wieder treffen, die Gastronomie hat wieder geöffnet, man hat das Gefühl, die Stadt atmet vorsichtig auf. Auch das ist ein Aufbruch, wir wissen, dass wir nicht wieder zurück sind zu dem, wie es vorher war, wir treten vorsichtig in eine neue Zeit.

Für mich persönlich fühlt sich dieser Moment, diese Zeit, ein bisschen an, wie die Ruhe vor dem Sturm. Ich weiß, dass da einiges auf mich und auf uns zukommen wird, aber ich sehe noch nicht klar, was im Detail getan werden muss. Einen ganz ähnlichen Moment erleben die Jünger im 10. Kapitel im Matthäus Evangelium, aus dem wir gerade einen Teil gelesen haben. Jesus spricht zu seinen Jüngern nachdem er sie ausgewählt hat um sie auszusenden. Sie waren jetzt mit ihm gemeinsam unterwegs, er hat vor ihren staunenden Augen Wunder vollbracht und den Menschen das Evangelium verkündet. Jetzt schickt er sie los, um diese Arbeit weiter zu führen. Für die Jünger ist das ein Aufbruch, hinaus aus der sicheren Gemeinschaft mit ihm, hinein in die Ungewissheit. Und in diesen Aufbruch, in diese Sendung hinein gibt Jesus ihnen die Worte mit, die wir gerade gelesen haben:

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich,
ist meiner nicht wert,
und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich,
ist meiner nicht wert.

Dieser Satz klingelt in meinen Ohren. So spricht Jesus eigentlich nur zu seinen Aposteln, so hart. Da ist vom Schwert die Rede, das er bringen wird, nicht den Frieden, das klingt so gar nicht nach dem liebevollen, gütigen Jesus, den wir uns gerne vorstellen.

Soll das seinen Aposteln Mut machen? Ich glaube, ja!

Was Jesus von den Aposteln fordert ist, dass sie sich vollständig und bedingungslos auf ihre Aufgabe einlassen, dass sie mit aller Kraft und Konzentration aufbrechen, um sein Werk weiter zu tragen. Und auch wenn Jesus seinen Aposteln am Beginn dieses Kapitels die Vollmacht gibt zu heilen, und ihnen im Detail erklärt, was sie tun sollen, weiß er doch um ihre Menschlichkeit. Genau wie wir sind die Apostel Menschen, die, wenn sie eine Aufgabe übernehmen anfangs begeistert sind und sich mit aller Kraft hineintigern. Aber wenn es dann schwierig wird, wenn wir auf Widerstand stoßen, wenn wir merken, dass es leichter war, bevor wir aufgebrochen sind, dann erlahmen unsere Kräfte, unser Herz ist nicht mehr bei der Sache.

Ganz besonders schwer ist es, bei der Sache zu bleiben, wenn wir auf Widerstand oder auch Unverständnis in der Familie, bei unseren Freunden stoßen. Davon versucht Jesus seine Jünger, und auch uns, zu befreien.

Das Richtige zu tun, sein Werk fortzuführen, bedeutet ganz oft, sich von alten, bequemen Verhaltensweisen zu trennen. Aufzubrechen bedeutet, etwas zurück zu lassen, ja, auch Liebgewordenes und wenn es sein muss, auch die Familie.

Das wissen wir, aber es fällt uns oft so schwer!

Um gemeinsam durch die aktuelle Krise, die Pandemie, zu kommen, mussten wir uns von vielen liebgewordenen Gewohnheiten verabschieden. Wir halten einander auf Distanz, keine Umarmung mehr, wir treffen einander seltener. Das war und ist hart, hat uns aber dahin gebracht, wo wir jetzt stehen und einer vorsichtigen Öffnung entgegensehen können.

Für viele Eltern sind die Sommerferien gar nicht so einfach, die Freude ist nicht völlig ungetrübt: Die Kinder sind den ganzen Tag zu Hause, werden nicht beschäftigt. Gerade heuer ist vielleicht auch noch die große geplante Reise ausgefallen. Wieder lassen wir liebgewordene Gewohnheiten zurück und müssen uns auf etwas Neues einlassen, unseren Tag umstrukturieren.

Aufbruch bedeutet immer auch, etwas zurück zu lassen. Das macht es so schwer, das hält uns oft zurück. Das lässt uns zweifeln, macht uns mutlos.

Was Jesus seinen Aposteln und uns in dieser Situation sagt ist nichts weniger, als dass er weiter an unserer Seite ist. Er weiß um die Schwierigkeiten und er nimmt auch die auf sich. ER ist gekommen, um den Sohn und den Vater zu entzweien, oder die Tochter und die Mutter. ER nimmt uns diesen Konflikt ab, er nimmt ihn auf sich, damit wir frei sind, aufzubrechen. Wohin? Auch diese Antwort gibt er am Ende: Wenn wir sein Werk tun, und das Alte zurücklassen um in seinem Namen aufzubrechen; wenn wir uns ganz auf ihn einlassen, ihm vertrauen, dass er mit uns geht, dann ist das Wohin gar nicht so wichtig. Er ist der Weg, und wenn wir mit ihm aufbrechen, dann werden wir nicht um unseren Lohn kommen.

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