Freitag, 11.12.2020
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus 11, 16-29
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleicht Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und anderen Kindern zurufen:
Wir haben für euch auf der Flöte Hochzeitslieder gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen.
Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht, und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen.
Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, Recht bekommen.
Kommentar · Familie Huchler
Es ist die Weiterführung der Bibelstelle von gestern. Wir sind noch immer im Kontext der Verhaftung von Johannes und dem, welche Ansprüche die Menschen haben. Ansprüche an Johannes, der ihnen zu unbequem war, zu radikal, unmöglich, dieser Botschaft … Und Ansprüche an Jesus, der genau das Gegenteil von Johannes tut, und damit auch nicht ihren Vorstellungen vom Messias entspricht. Eine interessante Situation. Kann es sein, dass die Menschen gar nicht wollten, oder konnten sie nicht? Schauen wir uns die Bedeutung von Messias auf Deutsch an: In der Übersetzung bedeutet dieser Name mehreres: der Erretter, Erlöser, Heilsbringer. Ist Jesus vielleicht ganz anders gekommen, als sie ihn erwartet haben und wurde er deswegen nicht angenommen? Und wie ist das bei uns heute? Kommt Jesus da oft nicht ganz anders, als wir ihn erwarten? Muss er unseren engen Grenzen entsprechen, um ihn als Erlöser annehmen zu können? Ja und Nein. Denn er ist der Retter gerade auch aus den eigenen Grenzen und Fehlern, und doch bleibt sein Handeln immer ein Stück verborgen. Was diese Stelle uns sagen will ist, dass wir beginnen sollen, mit den Augen unseres Herzens zu sehen, und dann wird uns Jesus in immer mehr Situation bewusst werden, wofür wir vorher keinen Blick hatten. Das Herz, im jüdischen Verständnis der damaligen Zeit, der Sitz der Seele, das Gott im Gebet sucht und dort die richtige Sicht gewinnt. Weil alles relativ wird, auch unsere kleinen, engen Vorstellungen, wie Gott retten muss.