Fest der Heiligen Familie

Diakon Rudi Mijoc

Vor ein paar Wochen fragte mich ein lieber Freund, der aus Syrien kommt, ob es in Österreich einen besonderen Brauch gibt, wenn ein neugeborenes Kind, das noch nicht getauft ist, zum ersten Mal in die Kirche gebracht wird? Ich sagte ihm,: „Ich kenne keinen solchen Brauch, du kommst einfach mit deinem Kind in die Kirche.“ Dann erwiderte er mir: „Bei uns in Syrien gibt es eine schöne Sitte: die Eltern bringen das Kind vor die Kirche, dann kommt der Priester, nimmt das Kind und trägt es feierlich in die Kirche hinein.“ Ich dachte mir, das ist aber ein schöner Brauch!

Als ich das Evangelium von diesem Sonntag gelesen habe, erinnerte ich mich an die Frage meines Freundes. Simeon, ein sehr alter Herr, wird nicht sterben, bevor er den Messias nicht sieht. Als Maria und Josef mit dem Jesuskind vor den Tempel kamen:

„nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott!“

Lk 2,28

Heute feiern wir das Fest der Hl. Familie. Dieses Fest führte vor ca. hundert Jahren Papst Benedikt XV in den kirchlichen Kalender ein. Was ist das „heilige“ an der Hl. Familie? Heute wird oft über Familien gesprochen und viel darüber diskutiert, was überhaupt eine Familie ist. In Europa zeigen die Entwicklungen, dass die kirchlichen Eheschließungen zurück gehen. Ich bin selber Zeuge dieser Tatsache: in unserer Marienpfarre gibt es jährlich eine bis höchstens drei Eheschließungen. Viele, die ich kenne, leben einige Jahre zusammen, bekommen auch zwei oder drei Kinder, bevor sie sich für eine (kirchliche) Eheschließung entscheiden. Viele träumen von einer glücklichen Familie. Viele Eltern sagen, dass Kinder für sie der Lebensinhalt sind, für den es sich lohnt, zu leben. Die Eltern sind auch die, die zu ihren Kindern stehen und für sie alles tun. Der hl. Augustinus sagte einmal:

„Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen!“

Wie kann uns die hl. Familie: Josef, Maria und Jesus heute zeigen, dass es gut ist, eine Familie zu haben?

Sehr weit, denke ich, ist diese hl. Familie vom „Heil“ entfernt. Wenn wir lesen, was sie alles erlebte: Maria, Josefs Verlobte, wird schwanger, und Josef weiß nicht, wer der Vater des Kindes ist. Er will sie verlassen, tut das aber nicht. Danach müssen sie Herberge suchen, Nacht und Kälte, Obdachlosigkeit und Flucht, Vertreibung und Verlassenheit erleben. In ein fremdes Land ziehen, weil das Kind in Gefahr ist. Dann wieder zurück in die Heimat und ein neues Leben aufbauen. Ein paar Jahre später entflieht das Kind seinen Eltern und sagt, dass sein Haus ein ganz anderes ist als das jetzige. Es verlässt seine Eltern und das Haus und geht einen Weg, der für sie nicht klar und einfach ist. Es wird ihnen oft gesagt, dass ihr Kind von Sinnen ist, nicht ganz „normal“! Sie suchen es und wollen es nach Hause bringen. Es verzichtet auf die eigene Familie und sagt, dass die, die sein Wort hören und befolgen, seine Mutter, Schwester und Brüder sind.

Dieses Fest heute ist kein Fest einer heilen Familie. Was ist dann heilig an dieser Familie? Ich denke, dass diese Familie, trotz allem, was sie erlebt hat, und das war ziemlich hart, aus einem einzigen Grund zusammenblieb: Weil sie geglaubt hat! Sie hat geglaubt, dass trotz allen Schwierigkeiten und Erlebnissen sie Gott führt und ihnen hilft. Es wird mit Gottvertrauen nach Lösungen gesucht. Die Treue wird nie in Frage gestellt, was auch immer passiert. Mit dem Ja zu Gottes Abenteuern und mit einer Offenheit für die Pläne Gottes, die oft Überraschungen mit sich bringen. Ich hörte einmal einen schönen Spruch. Wenn du Gott zum Lachen bringen möchtest, dann plane! In dieser hl. Familie werden die Probleme nicht unter den Teppich gekehrt, sondern ausgesprochen und besprochen. Und das alles geschieht im tiefen Glauben und mit Gebeten. Was macht diese hl. Familie heilig? Die Treue zu Gottes Plan und Treue zu sich selbst! Einfach: LIEBE!

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