Fastenzeit 2021

Mit dem Aschermittwoch, heuer dem 17. Februar, beginnt die österliche Bußzeit, die Fastenzeit. Wiederholt habe ich gehört, dass die schon ein Jahr andauernde Corona-Pandemie eigentlich eine Fastenzeit sei, eine soziale Fastenzeit eben.

In der österlichen Bußzeit bereiten wir uns auf das große Fest Ostern vor: Ostern als Durchbruch zur Unendlichkeit, als Durchbruch zum unendlichen Leben. Der Retter, der zu Weihnachten geboren wurde, liefert sich aus und geht in den Tod hinein. Aber der Tod hat nicht das letzte Wort, sondern Gottvater spricht das letzte Wort, das Wort ewigen Lebens. Dieses Wort brauchen wir in dieser schwierigen Zeit noch mehr als sonst.

Um es empfangen zu können, brauchen wir eine Vorbereitung: die Fastenzeit. Ich lade Sie ein, die Tage bis Ostern in Einkehr und Zuversicht zu leben, und erbitte uns allen dafür den Segen Gottes.

Ihr Pfarrer
Dr. Karl Engelmann

Aschermittwoch – Zerreißt eure Herzen!

Die Schriftlesungen des Aschermittwochs sind uns alle bekannt. Der Kernsatz der ersten Lesung aus dem Buch Joël lautet: „Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn!“ (2,13) Der Prophet nimmt gleich die Direkte zum Sinn des Fastens, indem er das äußere Fasten übergeht und das innere Neuwerden als Ziel deklariert.

Das Evangelium setzt die Zielrichtung mit klaren Aussagen fort. Von drei Säulen ist dort die Rede, vom Almosengeben, vom Beten und vom Fasten:

Wenn du Almosen gibst“: Was sind die Almosen in dieser Zeit? Es ist nicht zuerst das Eurostück, das in den Becher des Bettlers geworfen wird. Almosen geben bedeutet zuerst, mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt zu gehen und zu sehen und zu fühlen: Braucht da jemand Hilfe? Ist er einsam? Bedürftig eines Wortes, einer Tat?

„Almosen geben“ heißt sohin, am Heraufführen einer solidarischen Gesellschaft persönlich tätig mitzuwirken.

Wenn ihr betet“: Die zweite Säule ist das Gebet. Dabei haben wir mit Sicherheit einen großen Lernbedarf. Gebet hat immer zwei Linien: Die erste ist, nahe liegend, das Gebet für sich und für die Mitmenschen. Die zweite Linie ist, dass ich bei Gott für etwas eintrete und ihn um sein Eingreifen bitte. So ist es in der Jetztzeit notwendig, Gott zu bitten, er
möge uns Wege aus der Pandemie heraus eröffnen.

Wenn ihr fastet“: Fasten bedeutet Verzicht ‒ Verzicht besonders auf das, was uns letzten Endes knechtet und kettet. Das kann vieles sein. In den zurückliegenden Monaten mussten wir auf vieles verzichten, und wir werden es noch eine Zeitlang weiter müssen. Viele warten nur darauf, zur alten Normalität zurückzukehren. Ich persönlich hoffe nicht darauf. Wir brauchen neue Visionen, neue Wege, wir brauchen eine neue Normalität. In
diesem Sinn ist der einleitende Ruf am Beginn der Fastenzeit: „Kehrt um!“ höchst aktuell.

Ich lade Sie ein, die drei Säulen der Fastenzeit zu Trägern Ihres persönlichen Lebens in diesen Wochen zu machen.

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