Pfarrer Dr. Karl Engelmann
„Licht am Ende des Tunnels“ ist mittlerweile zu einem geflügelten Wort geworden in der Coronazeit. Bleibt nur zu hoffen, dass es sich dabei nicht um den Gegenzug handelt … Die Schriftlesungen des zweiten Fastensonntags sprechen auch vom Licht, nämlich vom Licht des Evangeliums. Sie sprechen von einem Licht, das in die Welt und in das Leben in ihr eingesenkt ist. Ein Geschenk des Schöpfers an seine Schöpfung.
Die erste Lesung aus dem Buch Genesis stellt uns auf die Probe: Wo ist da Licht zu sehen? Gott stellt Abraham auf die Probe, indem er von ihm das so genannte Isaaksopfer fordert. Abraham soll seinen Sohn opfern. Als Abraham dazu bereit ist, zieht Gott in letzter Minute seinen Auftrag zurück. Es erhebt sich die Frage: Braucht Gott ein Menschenopfer? Hat Gott so etwas nötig? Selbstverständlich nicht. Hier geht es um etwas ganz anderes: Gott will den Menschen für sich gewinnen, und die Isaakprobe ist die Probe der Echtheit, des Zugehörens zu ihm, des absoluten Vertrauens zu ihm, der restlosen Hingabe an ihn. Der große Wiener Ethiker Johannes Messner hat in einem Buch geschrieben, Gott mache sich den Menschen gefügig durch seine ihm zugewandte unendliche Liebe. Manchmal aber auch durch ein Leid. Durch Schmerz und Verzicht kann der Mensch innerlich wachsen. Auch wenn das zunächst unverständlich scheint, kann man diesen Zusammenhang doch immer wieder beobachten.
Das Evangelium von der Verklärung Christi spricht vom Licht, das Gott dem Menschen geschenkt hat. Jesus wurde strahlend weiß, eigentlich: durchleuchtet. In dieser Situation bestätigt Gott ihn so wie er ihn bei der Taufe als seinen geliebten Sohn bestätigt hat. Für die Apostel eine unwiderrufliche Erfahrung. Dennoch geht es danach wieder zurück nach Jerusalem.
Das „Licht am Ende des Tunnels“ ist für uns Christen das Licht des Ostertags, der Sieg über den Tod. Dieses Licht sollen wir wahrnehmen. Dann ist Ostern nicht bloß ein Fest, sondern die Wirklichkeit unseres Lebens.
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