6. Ostersonntag

Kaplan Boris Porsch

Zunächst finde ich es spannend, dass genau in der Situation, in der Petrus erkennt, dass mit dem Hauptmann Kornelius auch Nicht-Juden zu einem aufrichtigen Glauben finden können, der Hl. Geist auf alle umstehenden herabkommt. Kann es sein, dass die Offenheit für das andere, die er in seiner Erkenntnis erlangt, etwas damit zu tun hat? Ich denke zumindest indirekt ja, denn hätte er die Erkenntnis nicht gehabt, hätte er den Heiden diese Erfahrung des Hl. Geistes abgesprochen, wie die anwesenden Judenchristen, „die es nicht fassen konnten“. Geht es uns nicht oft genauso? Wie oft urteilen wir über andere, grenzen uns ab, weil wir denken, sie wären „nicht würdig“.

Die Offenheit und Großmut zu entwickeln, dass Menschen und Situationen, die unseren Vorstellungen und Erwartungen nicht entsprechen, genauso in Gott geborgen zu wissen, setzt eben eine Erfahrung voraus, die uns das zeigt. Sie setzt aber auch voraus, Gott in unserem Denken und unserer Wahrnehmung Raum zu lassen, der zu sein, der er ist: Ein Gott der rettet. Und nur er ist es, der rettet. Weder unsere ausgefeilten Programme und gut gemeinten Pläne, weder unsere Überredungskünste oder rhetorischen Fähigkeiten können so entflammen, wie die direkte Berührung mit dem Heiligen Geist – die immer Gnade, Geschenk ist. Auch für uns selbst können wir sie nicht erzwingen. Die Perikope aus der Apostelgeschichte bleibt für mich ein Aufruf zur Wachsamkeit, dass Geist auch jene berühren kann, von denen ich es vielleicht am wenigsten erwarte, ein Aufruf zur Großmut, meinem nächsten eine solche Berührung zuzugestehen und zu wünschen, ein Aufruf, dem rettenden Wirken Gottes Raum zu lassen.

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