Dienstag, 21. April
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes · 3,7–15
In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus:
Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.
Nikodemus erwiderte ihm: Wie kann das geschehen?
Jesus antwortete: Du bist der Lehrer Israels und verstehst das nicht? Amen, amen, ich sage dir: Was wir wissen, davon reden wir, und was wir gesehen haben, das bezeugen wir, und doch nehmt ihr unser Zeugnis nicht an. Wenn ich zu euch über irdische Dinge gesprochen habe und ihr nicht glaubt, wie werdet ihr glauben, wenn ich zu euch über himmlische Dinge spreche? Und niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn. Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm das ewige Leben hat.
Kommentar · Pfarrer Karl Engelmann
Die schöpferische, Leben spendende Kraft der Taufe ist nicht das Wasser, sondern der Geist Gottes. Das Wort für „Geist“ kann im Hebräischen und ebenso im Griechischen auch „Wind“ bedeuten. So legt sich der Vergleich des Geistes mit dem Brausen des Windes auch von der Sprache her nahe. Wie der Sturmwind, so ist auch der Geist unberechenbar in seinen Wirkungen. Der Mensch, der sich seiner Führung überlässt, muss mit Überraschungen rechnen. Die Jünger haben das Wirken des heiligen Geistes erfahren; deshalb geht unvermerkt vom „Ich“ der Jesusrede zum „Wir“ der christlichen Gemeinde über. Die ganzen nachfolgenden Ausführungen sind nicht als Fortsetzung der Rede Jesu anzusehen, sondern als Überlegung des Evangelisten. Nur scheinbar wird hier das Thema von der Wiedergeburt verlassen; tatsächlich erhält es hier eine wesentliche Ergänzung: Auch der Mensch selbst hat zu der Wiedergeburt aus Wasser und Geist etwas Wesentliches beizutragen, nämlich den Glauben.
Die konsequente Annahme der Wiedergeburt aus Wasser und Geist führt den Menschen immer tiefer zu einem realen und lebendigen Glauben. In dieser Annahme erkennen wir, wie wir durch alle Situationen hindurch getragen sind.