Mittwoch, 10.3.2021
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus 5, 17-19
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.
Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.
Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
Kommentar · Hanns Sauter
Der Buchstabe des Gesetzes
Jesu Lehre und Verhalten handelten ihm immer wieder den Vorwurf ein, er handle gegen den Willen Gottes, wie er sich in der Tora niedergeschlagen hat. Jesus stellt klar, dass er dies nicht tue. Er schaffe weder etwas ab noch füge er etwas hinzu, im Gegenteil, auch der kleinste Buchstabe des Gesetzes hat seine Gültigkeit. Jesus geht es nicht um eine Radikalisierung oder Reduzierung der Tora, sondern darum, sie mit Leben zu erfüllen, damit ihr Sinn – Wegweiser und Hilfe für die Menschen auf ihrem Weg ins Himmelreich zu sein – sichtbar wird. Er sieht sich hier ganz in der Intension der Propheten, deren Anliegen es immer gewesen ist, nicht an den (zeit- oder situationsbedingten) Buchstaben, sondern an den dahinter liegenden Sinn des Gesetzes zu erinnern und dessen Erfüllung einzufordern. Der Buchstabe des Gesetzes ist so anzuwenden, dass er seinen Zweck, Hilfe zu sein, erfüllt und nicht dazu zu gebrauchen, etwas als „gut“ oder „böse“ zu qualifizieren oder jemanden zu beherrschen. Und „groß“ oder „klein“ ist man ohnehin im Sinne dessen, wie sich man für das Himmelreich einsetzt. Darüber befindet aber weder ein Mensch noch ein Gesetz, sondern der Schöpfer.