Predigt zum 28. Sonntag im Jahreskreis

Trauung und Hochzeit waren im Leben der Menschen immer Moment und Symbole der Freude. Das heutige Evangelium präsentiert uns in einer Bildform durch die Hochzeit die Aufnahme in das Himmelreich. Gott lädt alle, Böse und Gute zum Hochzeitsmahl.

Jeder Mensch hat in seinem Herzen diese Einladung gehört. Leider sind nicht alle bereit diesem Ruf zu folgen. Einige verbleiben gleichgültig, andere wie das Evangelium schildert, begegnen den Boten mit Feindlichkeit. Jesus meint damit die Juden, die im Alten Testament die Propheten ermordet hatten.

Papst Franziskus schreibt in seinem apostolischen Schreiben „Amoris Letitzia“:

Die Eucharistie ist nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großartiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen.

Amoris Letitzia, Papst Franziskus

Als Beispiel zu diesen stillen Einladungen möchte ich eine kurze Lebensgeschichte von Andre Frossard, Schriftsteller, Philosoph und Journalist erzählen:

Der noch nicht 20-jährige junge Student und Atheist, lebte in Paris. Er ging zu einem vereinbarten Termin mit seinem Freund, der Katholik war. Da er seinen Freund nicht getroffen hatte, ging er ganz zufällig in eine Kapelle. Aber wie er selbst später schrieb „Gott habe ich gefunden“. Wie genau konnte er nicht erklären. In der Kapelle war Anbetung, die Monstranz mit dem Allerheiligsten stand auf dem Altar. Der junge Student sah so etwas zum ersten Mal. Er schaute einige Minuten auf die Monstranz mit der Hostie und wie er selber formulierte, hat er sich dabei innerlich verwandelt. Aus der Kapelle geht er als gläubiger Mensch hinaus. Und wie er selbst formulierte hat er in dieser Zeit keine metaphysische Unruhe erlebt.

Sein Vater L.O. Frossard war der erste Sekretär der neu gegründeten französischen, kommunistischen Partei, nach der Spaltung der französischen sozialistischen Partei. Sein Vater sah die plötzliche Bekehrung seines Sohnes als eine psychische Störung und rief den Arzt. Dieser war auch kein gläubiger Mensch, aber er sagte zu ihm: „In der Sprache der Christen nennt man diese Krankheit ‚Gnade Gottes’“. Gleichzeitig versicherte er dem alten Frossard dass dies keine schwere Krankheit sei die bald vorüber sein würde.

Diese Krankheit hat Frossard nie wieder verlassen. Er wurde ein weltbekannter Schriftsteller und Journalist. Sein Interview mit Papst Johannes Paul II wurde in viele Sprachen übersetzt. Die Vorbereitung, die wir für das himmlische Hochzeitsmahl treffen können, ist vor allem ein hörendes Herz (wie es sich König Salomo von Gott erbat: vgl. 1 Kön 3,9).

Sich ein Hochzeitsgewand anzulegen bedeutet im übertragenen Sinn, sich vorzubereiten auf die Begegnung mit Gott. Und diese Vorbereitung geschieht schon hier auf Erden, indem wir unser Handeln bedenken und gegebenenfalls ändern, indem wir uns mehr Zeit nehmen für Gott und nicht erst am Ende zu der Erkenntnis kommen: „Hätte ich doch…“

Das Hochzeitsgewand ist darüber hinaus aber auch ein Bild dafür, dass Christen manchmal anders gekleidet sind.

„Bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld“,

Kol 3, 12

heißt es im Kolosserbrief. An unserem Verhalten anderen gegenüber sollte man ablesen können, dass wir anders „bekleidet“ sind. Christen können in einer Gesellschaft, die manchmal sehr hart ist, durch ihr Handeln neue Maßstäbe setzen.

Pater Piotr Wojciechowski

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