Die hörenden Hirten

Pfarrer Dr. Karl Engelmann

In der Weihnachtsbotschaft hören wir viel von hörenden Menschen. Da ist Maria, da ist Josef, und in der Heiligen Nacht sind es die Hirten. Die Hirten, einfache Menschen, sind ganz Hörende. Sie hören die Botschaft der Engel. Wohl erschrocken, nehmen sie diese Botschaft der Engel dennoch auf, und sie dringt vor in ihr Herz. Infolgedessen brechen sie auf und suchen das Kind im Stall. In der Menschwerdung Jesu erkennen wir das Hören des dreifaltigen Gottes. Denn als die Zeit erfüllt war, sandte er seinen Sohn in diese Welt. Auf der einen Seite kennt Gott die Not und das Leid der Menschen; auf der anderen Seite erkennt er, dass in allem der gute Wille für den Bund mit ihnen beheimatet ist. Und so setzt er in der Menschwerdung Jesu nochmals einen gewaltigen Schritt auf die Menschen zu. Gott liebt uns und wartet auf unsere Liebe.

Erste Lesung: Einem verwüsteten Land, einem verängstigten Volk sagt der Prophet (um 730 v. Chr.) eine Zukunft an, in der es Gerechtigkeit, Frieden und Freude gibt. Jetzt schon leuchtet ein Licht in die Finsternis herein: die Geburt des königlichen Kindes, des Retters. Übergroße Namen und Eigenschaften werden ihm zugesprochen; der Blick weitet sich: In dem neugeborenen Kind liegt die Hoffnung der Menschheit beschlossen.

Hören wir in der uns geschenkten Weihnachtszeit wirklich hin auf die befreiende und erfüllende Botschaft der Schrift. Sie hat Kraft, in uns etwas in Bewegung zu setzen.

Erste Lesung aus dem Buch Jesája 9, 1–6

Das Volk, das in der Finsternis ging,
sah ein helles Licht;
über denen, die im Land des Todesschattens wohnten,
strahlte ein Licht auf.
Du mehrtest die Nation,
schenktest ihr große Freude.
Man freute sich vor deinem Angesicht,
wie man sich freut bei der Ernte,
wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.
Denn sein drückendes Joch
und den Stab auf seiner Schulter,
den Stock seines Antreibers zerbrachst du
wie am Tag von Mídian.
Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft,
jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt,
wird ein Fraß des Feuers.
Denn ein Kind wurde uns geboren,
ein Sohn wurde uns geschenkt.
Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt.
Man rief seinen Namen aus:
Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott,
Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.
Die große Herrschaft
und der Frieden sind ohne Ende
auf dem Thron Davids und in seinem Königreich,
es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit,
von jetzt an bis in Ewigkeit.
Der Eifer des Herrn der Heerscharen
wird das vollbringen.

Zweite Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an Titus 2, 11–14

Die Gnade Gottes ist erschienen,
um alle Menschen zu retten.
Sie erzieht uns dazu,
uns von der Gottlosigkeit
und den irdischen Begierden loszusagen
und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben,
während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten:
auf das Erscheinen der Herrlichkeit
unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus.
Er hat sich für uns hingegeben,
damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse
und für sich ein auserlesenes Volk schaffe,
das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas 2, 1-14

Es geschah aber in jenen Tagen,
dass Kaiser Augústus den Befehl erließ,
den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.
Diese Aufzeichnung war die erste;
damals war Quirínius Statthalter von Syrien.
Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
So zog auch Josef
von der Stadt Nazaret in Galiläa
hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt;
denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
Er wollte sich eintragen lassen
mit Maria, seiner Verlobten,
die ein Kind erwartete.
Es geschah, als sie dort waren,
da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte,
und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.
Sie wickelte ihn in Windeln
und legte ihn in eine Krippe,
weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld
und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen
und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie
und sie fürchteten sich sehr.
Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht,
denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude,
die dem ganzen Volk zuteilwerden soll:
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
er ist der Christus, der Herr.
Und das soll euch als Zeichen dienen:
Ihr werdet ein Kind finden,
das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer,
das Gott lobte
und sprach:
Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden
den Menschen seines Wohlgefallens.

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