Mehr als Physis und Psyche
„Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“
Evangelium nach Markus 2,17A
Jesus ist gekommen, um zu heilen, was verwundet ist. Was aber ist Heilung?
Das Internet-Enzyklopädie Wikipedia definiert Heilung als „den Prozess der Herstellung der körperlichen und seelischen Integrität aus einem Leiden oder einer Krankheit, oder die Überwindung einer Versehrtheit oder Verletzung durch Genesung“.
In der Psychotherapie wird der Heilungsbegriff mit einer Wiederherstellung der psychischen Gesundheit gleichgesetzt. Im soziologischen bzw. sozialpsychologischen Sinne bedeutet Heilung auch, dass der Patient sich in der Lage sieht, sein Leben wieder selbst zu organisieren oder in die eigenen Hände zu nehmen. Er ist damit nicht mehr auf diejenigen angewiesen, die seine Heilung betrieben haben.
Im Alten Testament verkündigt der Prophet Jesaja, der Messias nehme Sünde, Krankheit und Schmerzen anderer auf sich; durch seine Wunden werde ihnen Frieden und Heilung zuteil. Das Neue Testament sieht diese Prophezeiung durch Tod und Auferstehung Jesu Christi erfüllt. Christus selbst hat vielfältige Heilungswunder bewirkt. Er setzte dabei stets den Glauben voraus.
Christlich gesprochen bedeutet Heilung nicht unbedingt Gesundwerden. Die christliche Herangehensweise sieht den ganzen Menschen. Es geht darum, innerlich heil zu sein, ganz zu sein. Zum Heilshandeln Gottes gehört die menschliche Erfahrung von Heilung. Heilung umfasst den ganzen Menschen; sie ist nicht nur auf die Erlangung physischer und psychischer Gesundheit beschränkt. Auch unheilbar kranke oder behinderte Menschen sind Adressaten des Heilshandelns Gottes. Heilung ist das Handeln Gottes an einer Person. Gott ist der Handelnde. Die Person muss sich dafür öffnen und das Wirken Gottes zulassen. Dazu braucht es den Glauben an das Handeln Gottes.
Heute ist vieles in der Welt unheil, weil vielen der Glaube an einen heilshandelnden, heilenden Gott abhanden gekommen ist.
Karl Engelmann, Dechant