Manchmal ist Gott wie der Wind, der um Haut und Nase streicht.
Dr. Wolfgang Kimmel, Pfarre Dornbach
Bei einer Geburt war ich noch nie dabei. Aber natürlich weiß ich: Nach wenigen Sekunden macht das Kind seinen ersten Atemzug und die Nabelschnur wird durchtrennt. Jetzt lebt das Baby selbständig. Den letzten Atemzug eines Menschen hingegen habe ich schon öfter miterlebt. Da hebt sich noch einmal die Brust, ein letztes, stoßartiges Einatmen – und das Leben entschwindet.
„Atem Gottes“ wird der Heilige Geist genannt. Und damit ist schon viel über sein Wirken gesagt: Lebendig macht er, der Geist ist das Lebensprinzip schlechthin. Am Beginn der Bibel wird berichtet, wie Gottes Atem über dem Wasser schwebt, bevor Gott an sein Schöpfungswerk geht. Und als er schließlich den Menschen erschafft, bläst er ihm seinen Atem ein und bringt ihn so ins Leben. Ein Geburtsvorgang. Deshalb ist der Geist in der Ursprache der Bibel weiblich: „ruach“ – „Geistin“.
Oft wirkt der Heilige Geist sanft und gibt sich im Säuseln des Windes zu erkennen. Wenn ich an den ersten warmen Frühlingstagen spüre, wie der Wind um Haut und Nase streicht, dann meine ich etwas von der Weise zu erfahren, wie Gottes Geist auf seine Schöpfung – und mich – einwirkt: belebend, erfrischend, tröstend, beruhigend, reinigend, wärmend, heilend und klärend.
Manchmal wirbelt der Geist durcheinander und kommt wie ein Sturm daher, wie beim Pfingstfest zu den Aposteln. Dann passieren Dinge, die vorher niemand für möglich gehalten hätte: Be-geisterte Menschen stehen mutig auf, lassen Luft in die Bude, treten ein für die Freiheit, machen den Zwängen ein Ende. – Revolution!
„Der Wind weht, wo er will“, sagt Jesus einmal, „du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.“ Dies ist das Merkmal geisterfüllter Menschen: Be-geisterung springt über, verbindet Personen und schafft Beziehung. Deshalb ist der Heilige Geist im Christentum die dritte „Person“ des EINEN Gottes. Weil dieser Gott lebendig ist, ist er immer in Beziehung. Mit sich selber und mit uns.
So ist der Heilige Geist GOTT-IN-UNS.