Es kommt nicht oft vor, dass der Papst einen Gebetsaufruf in so vielen Sprachen verbreitet, wie er das kürzlich nach dem sonntägigen Mittagsgebet getan hat – nämlich in 14 Sprachen, auch auf Chinesisch, Afghanisch, Türkisch und Arabisch. Franziskus hat die katholischen Gläubigen gebeten, sich an diesem Gebetstag, dem 14. Mai, zu beteiligen, wozu auch die Angehörigen aller Weltreligionen aufgerufen werden. Sie sollen zusammen beten, fasten und sich Werken der Nächstenliebe widmen, „weil das Gebet ein universeller Wert ist“, so begründet der Papst, warum er den Vorschlag des ‚Obersten Ausschusses für die menschliche Brüderlichkeit’ aufgegriffen hat. Die Gebete aller Gläubigen sollen sich an Gott wenden, „damit Er der Welt dazu verhilft, die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und menschlichen Auswirkungen dieser weit verbreiteten gefährlichen Pandemie zu überwinden.“
Papst Franziskus drückte in seinem Aufruf zum Gebet abermals seine Nähe zu den Covid-19-Kranken aus, zu den Ärzten und zu den pflegenden Menschen, die sie betreuen, und zu all den Menschen, die wegen der Pandemie leiden. Er rief zur verstärkten internationalen Zusammenarbeit auf, damit es im Kampf gegen das Coronavirus zur Entwicklung eines Medikamentes, zu Behandlungen und Impfungen komme, die der ganzen Bevölkerung zugänglich seien. Wichtig sei es, allen Kranken mögliche und vorhandene Therapien zu sichern.
Grundlage dieser Initiative ist ein Dokument, das Papst Franziskus im Februar 2019 in Abu Dhabi gemeinsam mit dem der Kairoer Groß-Imam Ahmad al-Tayyeb, der höchsten Autorität des sunnitischen Islam, über Brüderlichkeit und friedliches Zusammenleben zwischen allen Menschen unterzeichnet hat. Im August 2019 entstand der Ausschuss der drei großen monotheistischen Religionen, das „Hohe Komitee der Geschwisterlichkeit“; von christlicher Seite sind sowohl der Weltkirchenrat als auch der Heilige Stuhl darin vertreten.
Diese Pandemie hat nahezu die ganze Menschheit erfasst. Trotz aller Unterschiede in Betroffenheit und Auswirkungen kann sich kein Land alleine retten, seine Bevölkerung schützen. Nur die Anerkennung der internationalen Verbundenheit – auch jenseits der Religionszugehörigkeit – kann zu einem erfolgreichen Kampf für das Leben aller Menschen führen. Der Gebetsauruf von Papst Franziskus möge daher die Gläubigen aller Weltreligionen erreichen; sie mögen sich, im Sinne des Heiligen Vaters, Werken der Nächstenliebe widmen und für die gesellschaftlichen Verantwortungsträger beten, um diese für ihre große Aufgabe der Überwindung dieser Pandemie zu stärken.
Christine Stromberger