Die Heilige, wenn es eng wird

Hl. Barbara

Obwohl sie in den offiziellen Listen der katholischen Kirche seit dem 2. Vaticanum nicht mehr unter den Heiligen geführt wird, hat sich an der Beliebtheit der heiligen Barbara und ihrer Verehrung nichts geändert. Den Diözesen steht es frei, ihren Gedenktag zu begehen. Vielleicht kennen Sie ihn auch, den Brauch, am 4. Dezember mit Knospen versehene Kirschzweige zu schneiden und in eine Vase mit Wasser zu geben. Sie erfreuen uns dann – an den warmen Ofen gestellt – zum Christtag mit ihren strahlend weißen Blüten. Oder Sie haben den Merkspruch noch im Ohr: „Barbara mit dem Turm, Margarete mit dem Wurm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madel(n).“ Beides zeigt die ungebrochene Tradition unserer Volksfrömmigkeit. Aus der Wiener Innenstadt ist die Kirche St. Barbara für die Griechisch unierte Kirche (heute besonders der Ukraine) ein Begriff, in der die Musik der Ostkirche erlebt werden konnte und kann. Und wer kennt ihn nicht – den Namen „Wawerl“, in der „Schmauswaberl“ ein Inbegriff wienerischen Genusses. Frau Barbara Roman
konnte das von den adeligen Tafeln übrig bleibende Essen im Biedermeier in ihrem G’wölb für die ärmere Bevölkerung preiswert anbieten. Die geänderte Aussprache geht schon bis in die Zeit Jesu zurück, wo das B in ein W gewandelt wurde, wes halb die Griechen heute z.B. „Mbrigitte“
schreiben müssen, wollen sie nicht „Wrigitte“ lesen und sprechen!

Weit schwieriger ist die Frage, wann und wo Barbara lebte. Ich persönlich favorisiere ihre Herkunft aus dem heutigen Izmit, dem alten Nikomedeia am Bosporus mit Blick auf Istanbul, dem ehemaligen
Byzanz oder Konstantinopel. Daneben wird auch Baalbek (ehemals Heliopolis) im Libanon genannt. Der Name selbst bedeutet die „Fremde“, also die nicht Griechisch Sprechende, bei der man nur „bla
bla“ versteht, und ihr Vater soll den Namen Dioskurides gehabt haben (die Dioskuren Zeussöhne war der Beiname vonKastor und Pollux, den Zwillingen). Soweit man der Legende folgen will, sperrte ihr
Vater Barbara in einen Turm. Manchmal wird behauptet, weil er auf Reisen ging. Jedenfalls wollte er sie (angemessen) verheiraten, sie aber hatte Kontakt mit dem Christentum bekommen und ließ in den Turm ein drittes Fenster als Sinnbild der Dreifaltigkeit einfügen und führte selbst ein jungfräuliches Leben. Da ihrem Vater die Verheiratung nicht gelang, schleppte er sie in der Zeit von Kaiser Maximilian vor den Statthalter. Die unbeschreiblichen Folterungen, die sich an Grausamkeiten
nicht überbieten lassen, sind wohl Zutat des Hochmittelalters. Jedenfalls und das wird häufig dargestellt enthauptet ihr Vater sie selbst (so das barocke Seiten Altarbild bei den Schotten auf der
Freyung). Nach der Legende wird der Vater daraufhin vom Blitz getroffen, und das mag der Grund sein, dass sie unter den 14 Nothelfern gegen den unvorhergesehenen Tod angerufen wurde. Das angegebene Jahr 306 differiert nur um zwei Jahre vom Märtyrertod des hl. Florian (304), der
ja mit einem Mühlstein um den Hals in der Enns ertränkt wird.

Manchmal wird in den Legenden auch ein Verbergen vor dem Vater in einem Felsspalt angeführt, aber schon die Enge des Turms war wohl die Ursache, warum die Bergleute die hl. Barbara als ihre Schutzpatronin verehren, sie bedürfen ja eines besonderen Zusammengehörigkeitsgefühls. Jeder fühlt sich für den Mitkumpel verantwortlich und riskiert dabei (für den Anderen) sogar sein eigenes Leben. Das verbindet sie mit Barbara und ihrer Standhafigkeit. Da die Tunnelbauer oftmals nach der Schließung von Bergbauten diese ehemaligen Bergleute in ihren Reihen auf genommen haben, ging in Österreich die Schutzpatronin geradezu nahtlos auf diese Berufsgruppe über. Es ist aber nicht
verwunderlich, dass sowohl die Artillerie als auch andere Berufszweige die heilige Barbara als ihre Schutzpatronin verehren. Sie wird außer mit dem Palmzweig der Märtyrer mit dem Turm und meist mit dem Kelch in der Hand dargestellt.

Clemens Eibner

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