Predigtimpuls zum 3. Adventsonntag

P. Piotr Wojciechwoski

„Freut euch zu jeder Zeit!“

1 Thess 5, 16

Apostel Paulus hat aufgerufen, im Brief an die Thessalonicher. Dieser 3. Adventssonntag heißt auch so: Gau­dete! In Latein, auf Deutsch: Freut euch! Papst Franziskus hat sein erstes großes Apostolisches Schreiben „Evangelii Gaudium“ genannt, „Die Freude des Evangeliums“. Und er zitiert am Anfang auch viele Bibelstellen, die zur Freude aufrufen, allen voran die Worte des Propheten Jesaja über den zukünftigen Messias:

„Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn“

Jes 61, 10

Natürlich weiß auch Papst Franziskus um die Sorgen der Menschen. Er schreibt: „Ich ver­stehe die Menschen, die wegen der schweren Nöte, unter denen sie zu leiden haben, zur Traurigkeit neigen“. Und trotzdem ruft er sie zur Freude auf, er schreibt: „Doch nach und nach muss man zulassen, dass die Glaubensfreude zu erwachen beginnt, wie eine geheime, aber feste Zuversicht, auch mitten in den schlimmsten Ängsten“. Mir gefällt dieses Bild von Papst Franziskus gut: Wir sollen zulassen, dass die Freude in uns erwacht und wächst. Das heißt ja: Die Freude ist manchmal wie eine kleine, zarte Pflanze. Ich kann sie ignorieren — oder aber hegen und pflegen. Freude und Glück sind zwar auch Gefühle, die mich einfach so überkommen. Aber nicht nur. Es sind auch Gefühle, auf die ich Einfluss habe. Die ich mitbestim­men kann. Ich kann sie wachsen lassen, wie eine Pflanze im Garten.

Auch die heutige Wissenschaft, Philosophen und Psychologen sagen das: Freude und Glück liegen auch in meiner Hand. Ich kann dafür sorgen, dass sie nach und nach größer werden. Ich kann Freude in mir wachsen lassen. Aber wie geht das? Im Herzen eines jeden Menschen gibt es nicht nur das Gute, sondern auch das Selbstsüchtige, das Grausame und Zer­störerische. Es ist allerdings notwendig, dass alles nach oben kommen darf, um dann geprüft und beurteilt werden zu können. Das gilt nicht nur im Hin­blick auf das, was von außen auf mich zukommt, sondern auch hinsichtlich aller menschlichen Regungen, die in mir existieren und von unten nach oben drängen. Paulus hätte auch sagen können: Habt einen kritischen Sinn für das Positive und Negative; bejaht das eine, und das an­dere überwindet! Mit anderen Worten: Es ist für mich notwendig, meine Gedanken und Gefühle zu kontrollieren. Wenn ich etwas plane, wenn ich etwas in Angriff nehmen will, dann ist es wichtig, vorher darüber nachzudenken. Meine Gedanken werden ihre Kräfte entfalten, ein entsprechendes Handeln wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Leo Tolstoi hat das in einem Bild ausgedrückt: „Die Gedanken sind der Samen der Taten; was du heute denkst, wirst du morgen tun“. Das gilt für meine positiven, aber auch für die negativen Gedanken. Deshalb ist es wich­tig, die guten Gedanken zu fördern und die schlechten zu überwinden. Die ei­genen Gedanken abwägen und kontrollieren – darum geht es. Und wo mir das gelingt, werden die guten Kräfte in mir geweckt, wird der Wille zum Guten gestärkt. Paulus gibt der Gemeinde in Thessalonich klare Weisungen. Freut euch (gefälligst), betet (gefäl­ligst), dankt (gefälligst)! Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden nicht! Prüft und behaltet das Gute, meidet das Böse! – und so weiter. Papst Franziskus schreibt, und damit möchte ich schließen:

„Ich lade jeden Christen ein, gleich an welchem Ort und in wel­cher Lage er sich befindet, noch heute seine persönliche Beziehung mit Jesus Christus zu erneuern oder zumindest den Entschluss zu fassen, sich von ihm finden zu lassen“.

Amen.

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